Patientinnen und Patienten immer im Blick
Auf der Intensivstation des BG Klinikums Unfallkrankenhaus Berlin: Intensivpfleger Wolfram Lamm unterstützt eine Patientin bei der Beatmungsentwöhnung.
Sorgfältig prüft Wolfram Lamm Atemfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffsättigung, dann nickt er zufrieden: „Das sieht schon ganz gut aus. Wenn das heute so stabil bleibt, können wir morgen etwas ausbauen.“
Während der nächsten halben Stunde bleibt der 40-jährige Intensivpfleger im Raum, steht neben dem Bett der Patientin, checkt und dokumentiert immer wieder ihre Werte. Ab und an spricht er kurz mit ihr, sieht sie dabei genau an: Ist ihr Zustand auch augenscheinlich in Ordnung? Bekommt sie wirklich genug Luft?
Patientinnen und Patienten genau anschauen
„Natürlich sind die Werte wichtig. Aber auch die zu behandelnde Person und ihre individuelle Reaktion ist etwas, worauf wir Intensivpfleger achten“, erklärt Wolfram Lamm, „wenn die Sauerstoffsättigung O. K. ist, der Mensch aber blau anläuft, kann etwas nicht stimmen. Ohne den Blick zum Menschen geht es nicht.“
Es ist ruhig, nur die Hintergrundgeräusche der Intensivstation und die gleichmäßigen, aber noch flachen Atemzüge der Patientin sind zu hören. Nach einem Verkehrsunfall wurde sie zunächst in einem kleineren Krankenhaus in der Region behandelt. Aufgrund der Spezialisierung auf Rückenmarkverletzte kam die Patientin schließlich nach Berlin ins BG Klinikum, wurde mehrfach operiert und liegt seitdem auf der Intensivstation.
Größere Kapazitäten, mehr Personal
„Die BG Kliniken sind ja auf solche Fälle spezialisiert, da macht es schon Sinn, die Patientinnen und Patienten zu uns zu verlegen“, erläutert Lamm. Auch für das Weaning, das Entwöhnen von der künstlichen Beatmung, sind genug Kapazitäten vorhanden. „Gerade aus kleineren Krankenhäusern, die nicht über die Ressourcen verfügen, kommen Menschen in unsere Intensivstation.“
Zugute kommt den Intensivpflegekräften neben der guten Ausstattung im ukb auch der Personalschlüssel: „Natürlich trifft der Pflegemangel auch uns. Aber wir streben auf der Intensivstation immer noch eine 1:2-Betreuung an, also ein Pflegender betreut zwei Personen. Das ist schon sehr gut.“
Das Atmen wieder erlernen
Wolfram Lamm schließt den Beatmungsschlauch wieder an die Trachealkanüle, die Patientin wird erneut künstlich beatmet. Das Weaning erfolgt schrittweise – in schweren Fällen über drei bis vier Wochen hinweg.
Gestartet wird mit zunächst kurzen Intervallen, in denen die Patientinnen und Patienten ohne Beatmungsgeräte selbstständig atmen. „Die Atemmuskulatur baut sich schnell ab, das müssen wir jetzt peu á peu aufbauen. Ziel ist immer die selbstständige Atmung“, stellt Wolfram Lamm fest.
Unterstützung bei der frühen Mobilisierung
Ob und wie schnell die Beatmungspausen ausgebaut werden, ist sehr individuell. Trotz Beatmung beginnt bei dieser Patientin bereits die Mobilisierung. Die Physiotherapeutinnen kommen dafür auf die Intensivstation.
Auch die Intensivpflegekräfte haben daran Anteil, sagt Lamm: „Für einen gesunden Menschen ganz banale Sachen wie aufrechtes Sitzen sind bei Langzeitbeatmeten schon Gold wert. Wir motivieren und unterstützen immer wieder, damit unsere Patientinnen und Patienten wieder Atem- und Atemhilfsmuskulatur aufbauen, die sich unter Beatmung innerhalb weniger Tage stark abbaut.“
Bevor der Intensivpfleger das Zimmer verlässt, um an seine Kollegin zu übergeben, wechselt er noch den HME-Filter des Beatmungsschlauchs, stellt Werte am Beatmungsgerät ein. „Finetuning“ nennt er das. Dann ein letzter Blick zur Patientin, die schon wieder aufrecht im Bett sitzt. Wolfram Lamm nickt. „Bei aller modernen Technik: Einfache Sachen sind der erste Schritt.“