Burn Trauma Care 48 BG Klinik Ludwigshafen

Die „goldenen 48 Stunden“ der Brandverletztenversorgung

Neues Kursformat schult die adäquate Versorgung brandverletzter Patienten in den ersten 48 Stunden.

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14.12.2023

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Ute Kühnlein

Unternehmenskommunikation
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An der BG Klinik Ludwigshafen startet am 14. Dezember der erste „Burn Trauma Care 48“-Kurs (BTC 48). Das neue Kursformat befasst sich mit der Versorgung Schwerbrandverletzter Menschen in den ersten 48 Stunden. Erfahrene Instruktoren aus der Verbrennungsmedizin und der Unfallchirurgie vermitteln in dem zweitägigen Kurs die wichtigsten Zusammenhänge bei der Erstversorgung Brandverletzter am Unfallort und in der erstaufnehmenden Klinik. An dem Projekt ist neben den BG Kliniken in Ludwigshafen und Frankfurt auch das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz beteiligt.

Der Kurs schließt eine Lücke, denn während unfallverletzte Patienten seit Jahren nach einem standardisierten Schema erstversorgt werden, stehen Rettungsdienste und erstaufnehmende Kliniken bei brandverletzten Patienten bisher oft vor besonderen Herausforderungen. Die Behandlung dieser besonderen Patientengruppe weicht zum Teil deutlich von der Versorgung von Traumapatienten ab. Zugleich sind Brandverletzungen im Alltag der Rettungsdienste eher selten. Die kursbasierte Ausbildung soll dazu beitragen, mögliche Unsicherheiten in der Versorgung dieser seltenen, aber komplexen Verletzungen zu reduzieren.

Die richtigen Weichen in den ersten 48 Stunden

Bei der Versorgung von Verbrennungspatienten sind gerade die ersten 48 Stunden von besonderer Bedeutung für den weiteren Heilungsverlauf. Der Kurs richtet sich daher nicht nur an den Rettungsdienst, sondern insbesondere an erstaufnehmende Kliniken. Geschult werden spezifische Kenntnisse etwa zur Ersteinschätzung des Ausmaßes der Verbrennung, zur Beatmung, der richtigen Narkose und dem schonenden Transport in eine spezialisierte Klinik. Auf dem Kursplan stehen auch seltene Unfallmuster wie etwa Hochspannungsunfälle, Verätzungen und Explosionsverletzungen.

Das Kursformat „Burn Trauma Care der ersten 48 Stunden“ wurde in Anlehnung an das international etablierte ABCDE-Schema der Traumaversorgung entwickelt. Dabei handelt es sich um eine standardisierte und prioritätenorientierte Schwerverletztenversorgung, bei der alle „die gleiche Sprache“ sprechen. Damit ist sichergestellt, dass bei der Übergabe vom Rettungsdienst an die Klinik alle Beteiligten schnell und genau kommunizieren und keine Informationen verloren gehen.

Klinikübergreifende Zusammenarbeit

An dem Projekt sind drei Kliniken beteiligt. An der BG Klinik Ludwigshafen finden künftig deutschsprachige Kurse statt, die sich an Mitarbeitende im Rettungsdienst, an Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr sowie an Mitarbeitende in Verbrennungszentren und in Kliniken richten, die in die Erstversorgung von Brandverletzten und deren Weiterleitung in spezialisierte Zentren eingebunden sind. An der BG Unfallklinik Frankfurt am Main finden vergleichbare Kurse in englischer Sprache statt, die im Rahmen des Solomiya-Projektes für ukrainische Ärztinnen und Ärzte angeboten werden.

Mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr kooperieren die BG Kliniken in Deutschland seit 2019 bei Themen wie Wissenstransfer, Forschung und gemeinsame Fort- und Weiterbildung von medizinischem Fachpersonal. Das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz stellt ebenso wie die beiden BG Kliniken Ludwigshafen und Frankfurt die speziell geschulten Instruktoren des Programms.

 

Prof. Dr. Erwin Kollig, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Verbrennungsmedizin, Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

„In der Vorbereitung auf mögliche Szenarien, mit denen sich die Bundeswehr auseinandersetzt, spielen thermomechanische Kombinationsverletzungen, etwa Explosionsverletzungen, die auch von Verbrennungen begleitet sind, eine wesentliche Rolle. Die Kooperation mit der BG Klinik Ludwigshafen gibt uns die Möglichkeit, das Wissen und die Fertigkeiten auf diesem Gebiet zu vertiefen. Der Burn Trauma Care 48-Kurs ist für unsere Einsatz-Chirurginnen und -Chirurgen ein obligatorischer Ausbildungsblock. Die Einsatzkräfte sind damit in der Lage, in den kritischen ersten 48 Stunden das bestmögliche Ergebnis für die verletzte Person zu erzielen.“

Susanne Dieffenbach, Geschäftsführerin der BG Klinik Ludwigshafen:

„In der BG Klinik Ludwigshafen, einem der größten Zentren für die Versorgung von Schwerbrandverletzten, behandeln wir die Patienten von der Erstversorgung im Schockraum und auf der Intensivstation bis zur spezialisierten Rehabilitation für Brandverletzte. Wir nennen dies Integrierte Rehabilitation. Dieses und andere spezielle Rehabilitationsverfahren aus dem Heilverfahren der gesetzlichen Unfallversicherung werden seit 2021 auch für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr angeboten. Mit dem gemeinsamen Kursformat wird das medizinische Fachpersonal in standortunabhängigen Versorgungskonzepten geschult. Das ist ein Fortschritt für die Behandlung der Verletzten.“

Prof. Dr. Leila Harhaus, Chefärztin Abteilung Handchirurgie, Periphere Nervenchirurgie, Rehabilitation und Stv. Klinikdirektorin der Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum

„Für Patienten mit schweren Verbrennungsverletzungen sind die ersten 48 Stunden prognoserelevant. Hier werden die Weichen gestellt für die richtige Behandlung, für den Erfolg des Behandlungsergebnisses und nicht selten das Überleben des Patienten. Gleichzeitig sind die Behandler innerhalb dieser ersten 48 Stunden jedoch mit mehreren Schnittstellen konfrontiert - das ist zum einen die Übergabe des Patienten durch die Ersthelfer vor Ort an das Behandlungsteam der Klinik. Nicht selten wird dann der Patient von dieser Klinik an eine weitere spezialisierte Klinik übergeben. Hier gilt es, den Spagat zwischen der Relevanz einer bestmöglichen und kontinuierlichen Therapie innerhalb dieser 48 Stunden und der Herausforderung dieses Schnittstellenmanagements zu schaffen. Genau darauf ist der Kurs ausgelegt, das Ziel ist es alle Beteiligten auf den gleichen Stand zu bringen und diesen Spagat zu meistern.“

Prof. Dr. Paul A. Grützner, Ärztlicher Direktor der BG Klinik Ludwigshafen

„Exzellente Patientenversorgung braucht eine exzellente Vorbereitung und Training. Das neue Kursformat richtet sich an bereits erfahrene Verbrennungsmediziner und Unfallchirurgen, deren Kompetenz bei den besonderen Herausforderungen bei thermo-mechanischen Kombinationsverletzungen gefordert ist.“

Prof. Dr. Dr. Reinhard Hoffmann, Ärztlicher Direktor der BG Unfallklinik Frankfurt am Main

„Die Kooperation mit dem Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz stärkt die Kompetenz der BG Unfallklinik Frankfurt besonders im Bereich schwerster Verletzungen der Bauchorgane und deren Folgezuständen. Der gegenseitige Austausch ist sehr intensiv und könnte zukünftig durch gemeinsame Dienstmodelle  sicher noch weiter ausgebaut werden.“

Prof. Dr. Christoph Hirche, Chefarzt Plastische, Hand- und Rekonstruktive Mikrochirurgie und Prof. Dr. Matthias Münzberg, Medizinischer Geschäftsführer, BG Unfallklinik Frankfurt

„Die Idee zu einem strukturierten Kurskonzept entstand bereits vor rund zehn Jahren, als beim Austausch zwischen Kollegen der Plastischen Chirurgie und der Unfallchirurgie erkannt wurde, dass selbst in einigen Schockräumen der Unfallkliniken die Behandlung brandverletzter Patienten nicht standardisiert und mit klarer Kommunikation verlief. Um dem Problem zu begegnen, wurde der aus der Schwerverletzenversorgung bekannte Behandlungsalgorithmus, das so genannte ABCDE-Schema, um verbrennungsspezifische Aspekte wie z.B. Wärmeerhalt, erweitert."

 

Foto (v.l.n.r.) Prof. Matthias Münzberg, Prof. Christoph Hirche, Prof. Erwin Kollig, Prof. Reinhard Hoffmann, Susanne Dieffenbach. Prof. Leila Harhaus, Prof. Paul Alfred Grützner (Quelle: BG Klinik Ludwigshafen / Geir Dillan)