Impulse
An dieser Stelle möchten wir hin und wieder kurze Texte, Gedanken, Gedichte bereitstellen, die uns mit Ihnen über alle Distanzen hinweg verbinden und in dieser Zeit Impulse geben.
Über Frühlingsboten - draußen und drinnen - geht es im aktuellen Impuls von Annette Schulze.
Annette Schulze, unsere Klinikseelsorgerin, teilt hier einige kurze Gedanken zu den Herausforderungen des Alltags mit Ihnen.
Eine freche Frage, aber mit einem Hintergedanken: Die Tasse kann ein Bild für unser Leben sein.
Tassen können groß oder klein sein, bunt, einfarbig, schlicht oder mit Goldrand, Teil eines Gedecks oder ein Einzelstück – so wie wir Menschen auch. Aber trotz aller Unterschiede haben alle Tassen gemeinsam die Aufgabe, sich füllen zu lassen. Und da gibt es noch eine Verbindung zu uns Menschen. Wenn die Tasse voll ist, kann ich nichts mehr hineingießen: sie läuft über.
Wenn wir übervoll sind mit Gedanken, Plänen, Sorgen und Bildern, dann sind wir nicht mehr frei für das Leben. Wir laufen über und haben keinen Raum mehr für das, was der Tag für uns bereit hält.
Deshalb lade ich Sie ein: Nehmen Sie einmal eine Tasse aus dem Schrank und betrachten Sie sich an ihr, was Leere und Fülle für Sie bedeutet. Und wenn Sie mögen, füllen Sie die Tasse mit einem guten Tee oder Kaffee, den Sie dann ganz bewusst kosten und genießen können.
Es wäre doch schön, wenn es uns gelingen könnte, immer wieder mal leer(er) zu werden, damit in uns Platz entsteht: Freiraum für das Leben, das uns jeden Tag neu begegnet.
(Annette Schulze)
…ist ein Fest, mit dem viele nicht mehr anfangen können, als dass es ihnen zu einem freien Tag verhilft. Aber PFINGSTEN ist vielleicht das schönste Fest im christlichen Jahr… An Pfingsten wird nämlich das Leben gefeiert. Sicher: das tun wir auch an Weihnachten und natürlich an Ostern. Aber an Pfingsten geht es um die Kraft, die dahintersteckt, oder darunter, oder mittendrin in allem, was wir erleben. Die Kraft, die so geheimnisvoll ist, dass wir sie als Geist beschreiben und als Gott. Sie ist da in allem, was uns umgibt. Spürbar, hörbar, sichtbar – zum Beispiel in der Natur, die zu neuem Leben erwacht.
Von Tag zu Tag verändern sich Knospen, Blüten und Blätter an Bäumen und Sträuchern. Das ist nicht nur Grün, das ist eine Explosion von Grüntönen, die mit Worten kaum zu beschreiben ist. Kleine Blüten mitten im Wald, winzige leuchtend-grüne Spitzen an den Nadelbäumen, Gräser, wo gestern noch nichts war – das alles umgibt uns – wie die Luft, mit der die Geistkraft auch oft verglichen wird.
Wenn schon die Bäume im Wald und die Blumen auf dem Balkon von dieser Lebenskraft erzählen können, wie muss es sich anhören und anfühlen, wenn wir uns von ihr erfüllen lassen? Wenn wir beginnen, diese Kraft ein- und auszuatmen, sie wirken lassen in unserem Leben… Wohin könnte uns das führen?
Ich bin mir sicher: zum Leben, zu immer mehr Leben… in seiner Fülle, seinen Farben, seiner Schönheit und Kraft. Ich wünsche uns, dass wir es zulassen können, dieses Leben, und dass wir immer mehr „lebendig“ werden – an Pfingsten und an jedem anderen Tag!
(Annette Schulze)
Ende Februar konnten wir schon mal draußen sitzen und einen Kaffee trinken. Wunderbar. Jeder einzelne Sonnenstrahl tut gut. Draußen sein zu können, ohne zu frieren, und das einfach genießen zu können, das ist schon etwas Besonderes. Gerade in diesem Jahr, in dem wir uns von so vielem eingeschränkt und eingesperrt fühlen. Ein ganzes Jahr sind wir schon im Ausnahmezustand – bleiben zu Hause, vermeiden Kontakte, halten Abstand. Alles hat sich verändert in diesem einen Jahr: Arbeiten, Einkaufen, Werktag und Sonntag, Feste und Alltag. Alles ist bestimmt vom Rhythmus und den Wirkungen dieses Virus, das uns unverhofft überfällt oder zu überfallen droht.
Keine Sicherheit mehr, sondern vielmehr Angst. Keine Nähe mehr, sondern Distanz. Es ist nicht leicht auszuhalten – und noch ist kein Ende in Aussicht.
Und trotzdem wird es Frühling um uns. Die Knospen von Schneeglöckchen, Krokus und Osterglocke schauen fröhlich aus der Erde und erinnern uns daran, dass wir leben. Sie erzählen von Farben, von Wachstum, von Schönheit und machen uns bewusst, dass all das, was wir in ihnen sehen, auch in uns angelegt ist. Farben, Schönheit, Leben – das macht uns aus, das gehört zu uns. Darauf können wir hoffen, daran können wir festhalten, auch wenn es sich zur Zeit gerade gar nicht nach Farbe, Schönheit und Leben anfühlt.
Frühlingsboten – draußen, so unscheinbar und doch ein Wunder. Was wäre, wenn wir drinnen selber zu Frühlingsboten und -botinnen würden? Wenn wir uns öffnen für das Leben, für das Wunder, das wir selber sind und die Menschen, mit denen wir leben? Was wäre, wenn wir das in ganz kleinen Dingen wahrnehmen und dann laut aussprechen: Wie schön die Sonne in Ihren Laden scheint! Haben Sie schon gesehen, dass die Forsythie anfängt zu blühen? Oder wenn wir eine kleine Primel kaufen und sie einem Menschen schenken, dem wir begegnen – jemand, den wir kennen oder auch einem ganz fremden Menschen, der aussieht, als könnte er oder sie eine Frühlingsbotin, einen Frühlingsboten brauchen?
Ich probiere das aus – vielleicht haben Sie auch Lust dazu. Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei – und gute Erfahrungen mit den Frühlingsboten – draußen und drinnen!
(Annette Schulze)
Bild "Schneeglöckchen": ©Christiane Raabe/ Pfarrbriefservice
Ein neues Jahr beginnen wir mit einer Perspektive. Da kommt Neues auf uns zu – und wir hoffen, dass es Gutes sein wird. Wir haben Vorsätze, mit denen wir selber etwas zum Guten, zum Besseren beitragen wollen. Ein neues Jahr hat immer auch mit Aufbruch zu tun, selbst wenn wir gar keine konkreten Aufbrüche vor uns haben. Aber in diesem Jahr ist alles anders. In diesem Jahr, das jetzt schon ein paar Wochen alt ist, geht es erst einmal gerade nicht um Aufbruch, sondern um Abstand. Kontaktbeschränkungen bleiben in Kraft und werden noch verschärft. Es gibt kaum eine Gelegenheit, schwungvoll durchzustarten, wir werden ausgebremst – durch die Situation der Pandemie, die das Herunterfahren notwendig macht.
Was uns in all den Zahlen und Sorgen um Ansteckung, Erkrankung und Virenentwicklung verloren geht, vielleicht schon verloren gegangen ist, das ist die Hoffnung. Wir können kaum noch glauben, dass ein „normales“ Leben wieder möglich sein wird. Wir können uns nicht mehr vorstellen, einfach so mit anderen zu feiern, zu singen oder unterwegs zu sein. Und wir können dem Virus und seinen Wirkungen keinen Sinn abgewinnen.
Unsere Hoffnung hat einen Schlag abbekommen – und wir haben zu wenige Begegnungen, um neue Hoffnung miteinander zu teilen. Dafür braucht es mehr als den Austausch über Hygienepläne und Impftermine – Hoffnung braucht Momente des Innehaltens und Wahrnehmens.
Hoffnung braucht eine neue Perspektive, eine neue Ausrichtung.
Alleine können wir die Hoffnung nicht lebendig halten – aber wir können es miteinander. Wenn wir in einem kurzen Moment wahrnehmen, dass auch die Natur im Rhythmus von Ruhe und Wachstum lebt, kann das unsere Perspektive verändern – und vielleicht auch die Perspektive von Menschen, die wir daran teilhaben lassen.
Dann bekommt die Hoffnung ein Gesicht und neue Kraft.
Die Amaryllis auf unserer Fensterbank hat eine Knospe gebildet. Kurz vor dem ersten Frost haben wir noch überlegt, sie wegzuwerfen, weil sie so jämmerlich aussah – dann durfte sie doch nochmal mit ins Warme, und jetzt zeigt sie uns, dass aus dem scheinbar jämmerlichen Leben etwas Neues entstehen kann.
„Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“, so heißt es im biblischen Buch des Propheten Jesaja. Darin wird die Perspektive der Hoffnung spürbar. Aus dem, was für uns nicht vorstellbar ist, kann doch etwas wachsen und werden. Aus der Zeit der Einsamkeit und Sorge heraus können wir diese Sichtweise miteinander teilen – uns miteinander freuen am Wachsen der Blüte – und miteinander hoffen, auch wenn manches dagegen spricht.
Wir können unserer Hoffnung ein Gesicht geben – indem wir einander von ihr erzählen – vom Wachsen und Werden, von der Kraft, die einen Wandel zustande bringt, und von der Kraft, die aus dem Wandel neu entsteht – und von den kleinen Dingen, die uns in Erinnerung rufen, dass wir lebendig sind… auch und gerade in dieser Zeit.
(Annette Schulze)
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Kirchenpräsident Dr. h. c. Christian Schad laden alle Christinnen und Christen im Bistum Speyer und in der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) sowie in den Kirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in der Region Südwest zum täglichen gemeinsamen Beten in Zeiten von Corona ein. Das folgende Gebet kann vor allem in der Zeit vom Martins-Tag (11. November) bis Weihnachten (26. Dezember) verwendet werden. Als ökumenisches Zeichen soll das abendliche Läuten der Kirchenglocken um 19.30 Uhr dienen. Wer möchte, kann dazu eine brennende Kerze in sein Fenster stellen.
Treuer und barmherziger Gott, vor Dich bringen wir alles, was uns in diesen Tagen und Wochen bewegt: unsere Sorgen und Ängste, aber auch unsere Hoffnung und Zuversicht. Nach wie vor bestimmt Corona unsere Gefühle, unseren Alltag, unser Zusammenleben. Die kürzer werdenden Tage, die zunehmende Kälte und der aufsteigende Herbstnebel – sie sind wie sichtbare Zeichen der Angst, der Einsamkeit und der Verunsicherung in uns. Wir bringen vor Dich die vielen Menschen, die sich fürchten, sich mit dem Virus anzustecken, und die sich um das Wohlergehen ihrer Familie und Freunde sorgen; die darunter leiden, dass sie zu anderen auf Abstand gehen müssen und um ihrer Mitmenschen willen in ihrer Freiheit eingeschränkt sind. die um ihren Arbeitsplatz bangen, in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sind oder ihre Bildungs- und Berufschancen gefährdet sehen.
Treuer und barmherziger Gott, wir bitten Dich um Heilung für alle, die an Corona erkrankt sind, und um Zuversicht für ihre Angehörigen; die Erfahrung Deiner tröstenden Gegenwart für alle alten, kranken und einsamen Menschen; das Leben in Fülle für alle Verstorbenen, an die wir in dieser Jahreszeit besonders denken; um Kraft für die, die haupt- und ehrenamtlich für andere da sind – in Kliniken, Altenheimen, Behinderteneinrichtungen und Nachbarschaftshilfen; die richtigen Worte für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger, die den Menschen gerade auch in dieser Zeit Deine frohmachende Botschaft zusagen; um Ideenreichtum und Kreativität für alle, die nach Wegen suchen, unsere Kirchen offenzuhalten und Kirche erfahrbar zu machen; Halt für die, die durch Corona in wirtschaftliche Not geraten sind; die richtigen Entscheidungen für alle, die in Politik und Gesellschaft Verantwortung tragen; um den Geist der Solidarität und Fürsorge für uns – und alle, die noch dazu unter Krieg und Verfolgung, Terror und Flucht leiden; die Einsicht, dass jede und jeder von uns sich selbst zurückzunehmen muss, um das Leben anderer zu schützen.
Treuer und barmherziger Gott, Du bist das Licht, das alle Dunkelheiten unseres Lebens erhellt. Du schenkst Hoffnung und Zuversicht, wenn wir nicht weiterwissen. Du weckst in uns die Bereitschaft, füreinander einzustehen. Dich loben und preisen wir alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.
Mit allen Christinnen und Christen auf der ganzen Erde beten wir: Vater unser im Himmel …
Draußen ist es deutlich spürbar Herbst geworden. Die Tage werden kürzer, die Dunkelheit nimmt mehr Raum ein, und diese Erfahrung hat auch eine Auswirkung auf unser Inneres. In diesem Jahr wird nun der Herbst noch einmal anders – mit der Aussicht auf weitere Kontaktbeschränkungen und Einschränkungen im alltäglichen Leben wird es nicht leichter, sich zuversichtlich auf die dunkle Jahreszeit einzulassen.
Im Frühling und Sommer war der Lockdown noch ganz gut auszuhalten: Das Wetter war schön, die Sonne lockte uns hinaus zu Spaziergängen und Radtouren oder auch zum Grillen auf der Wiese oder im Garten – alles auf Abstand. Das wird in den kommenden Wochen nicht einfach so möglich sein.
Vielleicht ist das besonders Belastende an der Notwendigkeit, auf Distanz zu bleiben, Kontakte zu vermeiden, die Tatsache, dass wir uns nicht frei dafür entschieden haben. Wir müssen Abstand halten, um einander zu schützen. Das tun wir - mit dem Kopf können wir das begreifen und nachvollziehen, aber unser Herz tut sich schwer damit. Wir sind Wesen voller Gefühle, voller Sehnsucht nach Berührung und Nähe. Darauf können wir mal für eine Woche Schweigeexerzitien im Kloster verzichten – aber das ist unsere eigene Entscheidung. Diese Zeit der Einsamkeit ist eine frei gewählte, in der wir bewusst die Stille suchen. In den vergangenen Monaten haben vermutlich nur wenige Menschen das Alleinsein als eine Kraftquelle erlebt – obwohl es durchaus eine hätte sein können. Hermann Hesse sagt: „Einsamkeit ist der Weg, auf dem das Schicksal den Menschen zu sich selber führen will.“
Vielleicht kann uns dieser Gedanke in den kommenden Tagen und Wochen ein wenig begleiten und erinnern, dass wir durchaus eine andere Perspektive einnehmen können. Wir können das Alleinsein beklagen und die Kontakte vermissen – und das dürfen wir auch. Aber wir können die Zeit auch als einen Wegweiser zu uns selber sehen, vielleicht sogar als ein Geschenk. Wir können trotz aller Vorgaben Kontakte pflegen – auf eine neue Weise. Vielleicht auch auf alte Weisen: mal einen Anruf machen oder einen Brief schreiben – über die ungewohnt intensiven Eindrücke von einem Herbstspaziergang über neblige Felder und die wohlige Wärme beim Nachhause-Kommen und einer dampfenden Tasse Tee…
Ich wünsche uns, dass wir als Einzelne und auch gemeinsam gut durch diese besondere Zeit kommen, und dass wir uns als behütet erfahren dürfen – an jedem Tag.
(Annette Schulze)
Allmählich kommen wir heraus aus dem „Lockdown“ – ein bisschen mehr an Kontakt und Begegnung wird möglich. Allerdings behalten die Hygienevorschriften und Abstandsregelungen auch weiterhin ihre Gültigkeit. Nichts ist, wie es vorher war. Das macht vielen Menschen Sorgen. Und es verleitet dazu, auch im eigenen Denken starr bei den Regeln und Vorschriften zu bleiben, was letztlich zu immer mehr Enge führt.
In den letzten Tagen begegnen mir unterwegs immer wieder Menschen, die ihren Mundschutz tragen und darüber kaum hinausschauen. Sie grüßen nicht, sie schauen mich noch nicht einmal an. Ich finde das schade! Gerade jetzt geht es darum, uns trotz aller sinnvollen Regeln daran zu erinnern, dass wir lebendig sind. Wir können ausprobieren, was wieder möglich ist. Dafür müssen wir nicht alle umarmen, die uns begegnen, aber wir können uns doch in die Augen sehen, einen guten Tag wünschen und uns miteinander unterhalten. Wenn die Corona- Pandemie uns die Mitmenschlichkeit rauben würde, wäre das doch wirklich fatal!
Insofern hoffe ich auf lebendige Augenblicke – drinnen und draußen – und freu mich auf alte und neu Begegnungen!
Annette Schulze
Vor Jahren schon begleitet mich eine kleine Figur. Es ist eine Kindergestalt, die sich nach oben streckt. In der Hand hält sie einen Luftballon mit dem Wort „Hope – Hoffnung“. Einmal war sie schon mit mir auf Reisen – zu einer Fortbildung, aber normalerweise hat sie Ihren Platz auf meinem Schreibtisch. Da fällt sie allerdings immer wieder mal um, wenn ich zu fest an den Tisch stoße.
Es ist so eine Sache mit der Hoffnung: sie ist ein bisschen wackelig. Ein zartes Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden will.
In diesem Zusammenhang kam mir das Lied vom kleinen Senfkorn Hoffnung in den Sinn, das in Gottesdiensten so oft gesungen worden ist. Es ist nichts Großes – nur ein winziges Samenkorn, kaum zu sehen, und doch gehen wir unter ohne die Hoffnung.
Gerade in diesen Zeiten, in denen Angst und Absonderung so viel Bedeutung bekommen haben, ist die Hoffnung entscheidend, dass das Leben weitergeht. Nicht erst irgendwann, wenn die Krise vorbei ist, sondern schon jetzt. Weil wir jetzt leben und atmen, uns freuen und trauern und uns sorgen. Und weil wir hoffen – jeden Tag, dass dieser Tag ein guter, ein gelungener wird. Dass diese Krise ein gutes Ende nehmen wird, dass irgendwie doch alles gut wird. Und wenn wir auch sonst zur Zeit nicht viel miteinander tun können: Hoffen – das können wir gemeinsam…
In diesem Sinn wünsche ich uns hoffnungsvolle Tage!!!
Annette Schulze
„Die besten Tage sind die, an denen du nichts geschafft hast, außer dir Zeit zu nehmen…“
Ein Kalenderspruch, der mich nachdenklich macht. Aufgaben zu übernehmen, etwas zu schaffen, ein Projekt zu Ende zu bringen, das gehört zu meinem Alltag. Das ist vernünftig, logisch und sinnvoll – und ich bin es gewohnt, in diesen Kategorien zu denken. Etwas schaffen, hart arbeiten, um sich gut und wichtig zu fühlen – so muss das sein… vielleicht aber auch nicht…!
In nur einem Moment kann das alles unmöglich werden – ein Sturz, Schmerzen, Untersuchungen, OP, Therapien über Wochen und Monate – und auf einmal habe ich Zeit und frage mich, wofür… Was soll ich mit der ungewollten Auszeit anfangen?In Zeiten des Abstandhaltens und der Quarantäne gibt es auf einmal auch ungeahnt viel Zeit, die genutzt und gefüllt werden will. „Die besten Tage sind die, an denen du nichts geschafft hast, außer dir Zeit zu nehmen…“ – wofür ich mir Zeit nehme, dazu sagt der Kalenderspruch nichts. Aber wie oft hab ich mir schon mehr Zeit gewünscht – für alles mögliche, für das nie Zeit geblieben ist.
Wie wäre es also, wenn ich mir jetzt bewusst Zeit nehme für eine gute Tasse Kaffee, für das Buch, das schon seit dem vorletzten Geburtstag auf dem Nachttisch liegt, für einen Moment der Stille, in dem ich die Vögel zwitschern höre. Ich könnte sogar eine Blume pflanzen, damit sie mich erinnert an den Tag, als ich sie gepflanzt habe – und daran, dass es ein guter Tag war – in schwierigen Zeiten, aber doch ein guter Tag…
Gute Tage, gute Momente, eine gute Zeit wünsche ich uns allen!
Annette Schulze
„Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.“ Mit diesen Worten beginnt eines der Psalmgedichte des Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch. Wunderschöne Gedanken – gerade an Ostern. Über das Dunkel hinaussehen – und das Licht finden. Mein Leben, unser Leben mit all seiner Schwere und Dunkelheit betrachten, benennen – und dann los- lassen und uns dem Leben neu zuwenden: befreit.
Das Schwierige ist doch, immer wieder das Leben mit seinen Herausforderungen und Grenzen anzunehmen – weil wir gar keine andere Möglichkeit haben: wir haben nur dieses eine Leben.
Wir haben nur diesen einen Augenblick: JETZT. Wir können ihn gestalten, wenn wir uns von den Grenzen und Zwängen der Welt und unseres eigenen Denkens lösen. Das JETZT leben, weil wir davon „befreit“ sind. Das JETZT leben, weil wir zu unserem Weg mit allen Höhen und Tiefen JA sagen. JA sagen - sogar zum Kreuz und zum Tod, weil wir auf dem Weg mit Jesus erfahren durften, dass wir mit ihm davon „erlöst“ sind. Das JETZT leben und genießen – diesen Tag, diesen Augenblick, wirklich „vergnügt“, weil wir für dieses Leben nichts tun oder leisten müssen. Wir sind geliebt, von Anfang an. Wir sind gehalten und getragen von Gott und in seinem LEBEN IN FÜLLE.Wie sollten wir nicht vergnügt sein – trotz aller Fragen und Widrigkeiten?
Leben ist mehr als das, was wir vor Augen haben. Mehr als Ansteckungszahlen, Schutzmaßnahmen, mehr auch als eigene Sorgen und Ängste. Zum Leben gehört Hoffnung und Mut, Sehnsucht, Freundschaft und Liebe. Ganz gleich, wie lange wir auf Distanz bleiben müssen: wir gehören trotzdem zusammen. Wir sind eine Gemeinschaft aus vielen Einzelnen: vergnügt, erlöst, befreit.Viele lebendige Momente wünsche ich Ihnen!
Annette Schulze
dem leben begegnen
im zerstreuten außen
das „innen“ findenaus dem tumult von aufgaben
gedanken
fragen
problemen
heraus
einen augenblick
leben
auskosteninnehalten
und wahrnehmen
was ist
in diesem einen momentjetzt
neues entdeckenim abgeschlagenen
totgeglaubten
dem leben begegnen
in all seiner kraft
und fülleAnnette Schulze
Auf einmal ist alles ganz anders…
es braucht nicht viel
um unsere Welt aus den Fugen zu heben
unseren Alltag
mit allen Plänen und Zielen
umzukrempeln
und uns den Boden unter den Füßen
weg zu ziehen…nur ein paar Worte
ein Unfall, ein Sturz
oder ein Virus
und wir stehen
geschockt und hilflos
vor dem
was einmal unser leben ausgemacht hatalles ist anders auf einmal
aber
„anders“ ist nicht das Ende…
auch wenn wir noch nicht wissen, wie
geht das Leben weiter
und wir sind nicht allein
wir können zusammenhalten
wir können füreinander da sein
wir können
trotz allem
leben
miteinanderAnnette Schulze