Vordere Kreuzbandverletzung
Der Riss des vorderen Kreuzbandes (VKB-Ruptur) ist die häufigste schwere Bandverletzung des Kniegelenks. Typische Ursache ist eine Kniegelenksverdrehung infolge indirekter Gewalteinwirkung oder Verstauchung (Distorsion). Ein solcher Kreuzbandriss beeinträchtigt nachhaltig die Kniegelenkstabilität. Diagnostisch ist entscheidend, ob noch weitere Strukturen des Kniegelenks wie Seitenbänder, Kapsel oder Menikus betroffen sind.
Therapie und Operationsverfahren
Die Entscheidung für das individuell geeignete Therapieverfahren hängt von unterschiedlichen Parametern ab: Häufig liegen zusätzliche Begleitverletzungen des Kniegelenkes vor, die eine Operation erforderlich machen. Darüber hinaus spielen das Ausmaß der subjektiv verspürten Knieinstabilität sowie der eigene Aktivitätsanspruch eine wichtige Rolle. Bei störender Instabilität, hohem sportlichen Anspruch oder körperlich belastenden Berufen empfiehlt sich ein operativer Ersatz des vorderen Kreuzbandes. Kreuzbandverletzungen bei Kindern sollten unbedingt operativ versorgt werden, um die drohenden Folgeschäden wie Meniskus- und Knorpelzerstörung zu vermeiden.
Die Operation des vorderen Kreuzbandes erfolgt arthroskopisch, also minimal-invasiv in „Schlüssellochtechnik“. Zum Ersatz des Kreuzbandes werden körpereigene Sehnen entnommen, die über Knochenkanäle in das Kniegelenk eingebracht und an anatomischer Stelle fixiert werden. Als Transplantate haben sich die Kniebeugesehnen und die Quadrizepssehne bewährt. In seltenen Fällen kann es auch erforderlich werden, körperfremde Spendersehnen zu verwenden.
Im Rahmen der Kreuzbandoperation werden begleitende Gelenkschäden, wie Knorpel- oder Meniskusverletzungen, mitbehandelt.
Nachbehandlung
Nach der Operation kann direkt mit Krankengymnastik begonnen werden. Das Kniegelenk wird zusätzlich passiv auf einer Motorschiene (Continous Passive Motion, CPM) bewegt. Der Krankenhausaufenthalt beträgt drei bis vier Tage. Die Mobilisation erfolgt initial mit Unterarmgehstützen und einer Teilbelastung. Eine volle Belastung ohne Unterarmgehstützen ist meist nach etwa vier bis sechs Wochen möglich. Zusätzlich erhalten die meisten Patientinnen und Patienten zum Schutz des Gelenks eine bewegliche Knieschiene (Orthese).
Der Zeitpunkt der vollen Sport- und Arbeitsfähigkeit ist individuell und abhängig von Sportart/Beruf sowie koordinativer/muskulärer Fähigkeiten. Je nach Heilungsverlauf muss mit neun bis zwölf Monaten (Sport) gerechnet werden. Leichterer Sport, wie Fahrradfahren oder Laufen, und wenig belastende berufliche Tätigkeiten sind jedoch auch schon nach circa drei bis vier Monaten möglich.