Sicherer mit Helm
Warum tragen eigentlich nicht alle Fahrradfahrerinnen und -fahrer einen Helm? Diese Frage stellen sich zumindest unsere Notfallmedizinerinnen und -mediziner. Sie versorgen vor allem ab dem Frühjahr viele Radfahrende mit schweren Verletzungen nach einem Sturz, deren Ausmaß behelmt deutlich geringer gewesen wäre.
Prallt ein Kopf bei einem Sturz ungeschützt auf, wirken starke Kräfte auf Gehirn und Schädel – Gehirnerschütterungen, Bewusstseinsstörungen und Schlimmeres können die Folge sein. „Wir bekommen fast täglich Patientinnen und Patienten mit schweren Schädel-Hirn-Traumata, die wir in unserem Schockraum erstbehandeln. Sehr häufig sind darunter auch Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer, die keinen Helm getragen haben“, berichtet Dr. Andre Nohl, Oberarzt im Zentrum für Notfallmedizin/Zentralambulanz des BG Klinikums Duisburg.
Tatsächlich wird die Gefahr von vielen unterschätzt: Schon bei einer niedrigen Geschwindigkeit von rund zehn Km/h sind schwere Kopfverletzungen möglich. Hier bringt Nohl die zunehmende Beliebtheit von Rädern mit elektrischem Antrieb mit ins Spiel: „Insbesondere E-Bikes werden zunehmend durch ältere Menschen genutzt, die nicht mehr so gut in der Lage sind, mit einem normalen Fahrrad zu fahren. Hier kommt es zu viel höheren Geschwindigkeiten.“ Und: „Ein besonderes Risiko tragen zudem Patientinnen und Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen. Fallen diese auf den Kopf, kann es selbst bei einem Bagatell-Trauma schnell zu Blutungen im Kopf kommen. Gerade deswegen ist es aus unserer Sicht es sehr wichtig, dass man einen Fahrradhelm trägt, der die Gewalteinwirkung durch den Sturz abfangen kann.“
Helmquote sollte höher sein
Dass helmtragende Radfahrerinnen und Radfahrer nach einem Unfall deutlich geringere Verletzungen davontragen, belegen mittlerweile zahlreiche Studien. Denn ein Helm wirkt wie ein Stoßdämpfer: Er reduziert die Kräfte, die auf den Kopf wirken und verhindern die meisten lebensbedrohlichen Kopfverletzungen. Ungeachtet dieser Tatsache tragen immer noch zu wenige Radfahrerinnen und -fahrer einen solchen Schutz. Die Helmquote lag laut einer Erhebung der Bundesanstalt für Straßenwesen 2020 im Schnitt bei 26 Prozent. Vor allem Kinder zwischen sechs und zehn Jahren liegen hier mit über 80 Prozent weit vorn, gefolgt von den 11- bis 16-Jährigen mit 54,4 Prozent und der Altersgruppe über 61 mit 43 Prozent. Bei allen anderen ist noch deutlich mehr Luft nach oben.
Esther Küppers, unsere Chefarztsekretärin der Orthopädie und Unfallchirurgie, fährt jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit. Für sie ist es mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit geworden, dabei auch einen Fahrradhelm zu tragen. „Das war nicht immer so“, gibt sie zu. „Einen Helm habe ich mir erst zugelegt, seitdem ich mit dem E-Bike unterwegs bin. Doch bei dem, was ich während der Arbeit erlebe, gibt es keinen guten Grund dafür, auf den Helm zu verzichten.“ Dass die Frisur leidet, nimmt sie mit Humor. Und der Helm selbst hat aufgrund seines Designs sogar einige Fans, die sich ebenfalls ein solch schickes Modell erwerben möchten.
Welches Modell ist das richtige?
Und wer sich jetzt fragt: „Welcher Helm ist der richtige für mich und mein Kind?“, der findet die passende Antwort und zahlreiche Tipps unter anderem auf den Seiten des ADAC und des Verbrauchermagazins Stiftung Warentest. Beide Institutionen haben gemeinsam im Jahr 2021 insgesamt 14 Modelle für Erwachsene und 2022 auch 18 Helme für Kinder unter die Lupe genommen. Die Prüferinnen und Prüfer haben die angebotenen Modelle unter anderem auf ihren Unfallschutz, ihre Sitzfestigkeit, Hitzebeständigkeit, Schadstoffbelastung und die Sicherheit von Riemen und Verschluss getestet.