Maria Elisabeth Türk-Aschwanden im Jahr 1957 in der „BGU“. (Bild: BG Klinikum Duisburg/Maria Elisabeth Türk-Aschwanden)

Medizinisches Déjà-vu nach 66 Jahren

Seit 1957 ist das BG Klinikum Duisburg auf die Behandlung Schwer- und Schwerstverletzter spezialisiert. Die wahrscheinlich erste Patientin überhaupt unter vielen Männern war die damals 16-jährige Maria Elisabeth Türk-Aschwanden. Nach einem Wegeunfall, bei dem sie den linken Unterschenkel verlor, wurde bei ihr in der Unfallklinik – damals einfach nur die „BGU“ – eine Korrektur-Operation durchgeführt. Jetzt, mehr als 66 Jahre später, war die treue Patientin erneut im BG Klinikum, um sich einer wichtigen OP zu unterziehen. Wieder mit durchschlagendem Erfolg. „Ich habe mich gefreut, wieder hier zu sein. Ich wusste, ich bin in der Unfallklinik in besten Händen“, sagt die heute 82-jährige Schweizerin.

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20.10.2023

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„Dass ich die Patientin mit dieser Vorgeschichte kennenlernen durfte, war für mich trotz aller Erfahrung einzigartig“, so der behandelnde Arzt Dr. med. Sven Lundin, Stellvertretender Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im BG Klinikum. „Frau Türk-Aschwanden war eine vorbildliche Patientin – immer positiv, engagiert, den Heilungsverlauf selbst unterstützend.“

Ein Straßenbahnunfall führte zur Amputation

11. Januar 1957, 13:20 Uhr. Ein Straßenbahnunfall in Düsseldorf auf dem Weg zur Schule war der Ausgangspunkt für die Leidensgeschichte der 16-jährigen Maria Elisabeth Türk-Aschwanden. „Ich bin abgesprungen und dabei unter die Bahn geraten. Diese musste zunächst mit einem Krahnwagen angehoben werden. Erst nach einer Stunde konnte man mich dann mit einem schwerstverletzten linken Fuß retten“, erinnert sich die Patientin an den Unfallhergang. Nach rund einer Woche musste der Unterschenkel in einem Düsseldorfer Krankenhaus amputiert werden. Doch damit war noch längst nicht alles gut. Die Verletzung wollte einfach nicht ausheilen. Die Ärztinnen und Ärzte waren ratlos. Am 12. August kam sie schließlich in die ein halbes Jahr zuvor frisch eröffnete Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik im Duisburger Süden.

Nach intensiver Untersuchung in der Abteilung für Unfallchirurgie – unter anderem durch den zuständigen Oberarzt – kam man zu dem Schluss: eine Nachamputation war nötig, um die verbliebenen, lebensbedrohlichen Beschwerden in den Griff zu bekommen. Der Vater der Patientin – die Mutter war im Krieg verstorben – gab nach ausführlicher Beratung seine Einwilligung zur OP. Um weitere acht Zentimeter wurde der Beinstumpf in der Folge während eines langwierigen Eingriffs gekürzt. Die operative Versorgung und die Folgebehandlung verliefen komplikationslos. In den Monaten nach der Operation wurde eine Prothese angepasst und Maria Elisabeth Türk-Aschwanden lernte mithilfe der Therapeutinnen und Therapeuten sowie der Ärztinnen und Ärzte der Unfallklinik erneut das Laufen.

Eine Frau unter vielen Männern

Dennoch war dies ein einschneidendes Erlebnis für sie. Als einzige weibliche Patientin war sie in der BGU etwas ganz Besonderes. „Ich bin noch nie in meinem Leben so verwöhnt worden wie damals – von den Mitpatienten und vom Personal“, schwärmt Türk-Aschwanden. Einmal sei sogar der damalige Chefarzt Dr. med. Werner Jantke zur Visite bei ihr am Bett gewesen, erzählt die Patientin stolz.

Als sie im Dezember 1957 nach intensiver Therapie entlassen wurde, brauchte Türk-Aschwanden weder Stock noch Krücke. Einmal wurde von den Ärztinnen und Ärzten für die Musterpatientin sogar ein „Schaulaufen“ vor den vielen Männern angesetzt. Sie sollte demonstrieren, welche Fortschritte man machen kann, wenn man eine gute Motivation hat. Und Türk-Aschwanden wollte unbedingt laufen lernen mit Prothese. „Das Gehen hat auch danach immer gut geklappt. Die Nachbarn haben nie gemerkt, dass ich eine Amputation hatte“, blickt Türk-Aschwanden zufrieden zurück.

Ein Zeitsprung – 66 Jahre später

Jetzt, 66 Jahre später, stand für sie wieder eine wichtige Behandlung an. Es musste ein sehr schmerzhaftes Geschwulst operativ entfernt werden, welches infolge der Unfalles entstanden war. Für Türk-Aschwanden war der Fall klar: Sie wollte in das BG Klinikum Duisburg, wo sie früher so gute Erfahrungen gemacht hatte. „Die Patientin oder der Patient kann in der Regel immer selber bestimmen, welches Krankenhaus er aufsucht. Gerade bei schweren Unfallverletzungen und deren Folgen stehen wir unseren Patientinnen und Patienten immer zur Verfügung“, sagt Sven Lundin. Die im BG Klinikum durchgeführte OP war erneut erfolgreich. „Ich habe mich vom ersten Moment an wieder sehr gut aufgehoben gefühlt“, freut sich die Patientin. „Die Ärztinnen und Ärzte haben mir sehr geholfen und waren zusammen mit den Pflegekräften immer für mich da!“

Immer wieder Unfallklinik

Der erfahrene Unfallchirurg zeigte sich sehr beeindruckt von der Patientengeschichte und vom Willen der Maria Elisabeth Türk-Aschwanden, auch dieses Mal wieder schnell auf die Beine zu kommen. „Ich habe mich sehr gefreut, dass sie uns auch nach 66 Jahren treugeblieben ist und mit unserer Versorgung wieder zufrieden war“, so Lundin. Als kleines Dankeschön für das Vertrauen hat er mit der Schweizerin einen Klinikrundgang gemacht und die vielen Veränderungen im BG Klinikum in den letzten 66 Jahren gezeigt.

„Es war beeindruckend, wie sich das BG Klinikum seit 1957 verändert und weiterentwickelt hat“, so die Patientin abschließend. „Sollte ich irgendwann noch einmal operiert werden müssen, dann nur hier!“

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    Maria Elisabeth Türk-Aschwanden im Jahr 1957 in der „BGU“. (Bild: BG Klinikum Duisburg/Maria Elisabeth Türk-Aschwanden)

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    Der behandelnde Arzt Dr. med. Sven Lundin und seine Patientin. (Bild: BG Klinikum Duisburg)

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    Maria Elisabeth Türk-Aschwanden ist immer noch fit. (Bild: Maria Elisabeth Türk-Aschwanden)

Pressemitteilung „Medizinisches Déjà-vu nach 66 Jahren“