Vorbereitung für den Ernstfall – das BGKH rüstet sich für kontaminierte Patienten
Anlässlich der bevorstehenden Öffnung des „Dethlinger Teiches“ nahe Munster wurde die neu gestaltete Dekontaminationsanlage zusammen mit den optimierten Abläufen in einer Übung getestet.
Aus einem Rollcontainer entsteht eine Duschanlage
„KKS-Dekon-Container“ steht auf dem brusthohen und etwa 1,5 Meter breiten Rollcontainer, welcher zur Übung in die Remise der Notaufnahme geschoben wird. In über 20 Fächern sind alle notwendigen Materialien für den Aufbau sortiert und beschriftet abgelegt. Neben Einmalkleidung wie Handschuhe, Mundschutz und Kopfhaube finden sich dort auch alle Ausrüstungsgegenstände zum Aufbau der Duschanlagen. Zusammen mit bereits installierten und beschrifteten Vorrichtungen entsteht so Schritt für Schritt nach einer Bauanleitung die Dekontaminationseinheit. Bereits nach der Anbringung der Trennwände lässt sich ein gutes Bild von der gesamten Anlage machen. Im letzten Schritt werden dann nur noch die Schlauchsysteme angeschlossen und die fest installierten Duschköpfe ausgeschwenkt – fertig ist die Duschanlage für kontaminierte Patienten.
Sehenswertes Highlight und Abschluss der Aufbauübung markiert das Anlegen des Schutzanzuges, in welchen der ärztlichen Leiter der Notaufnahme, Dr. Jaeschke-Melli, persönlich steigt. Gerade in diesem letzten Schritt zeigt sich dann aber, dass kleine Fehler unbewusst schnell passieren können.
Drucksituation als Herausforderung und Fehlerquelle
„Immer auf die Markierungen achten.“ Mit diesen Worten weist Joachim Bantin den noch im Schutzanzug befindlichen ärztlichen Leiter auf das korrekte Ablegen des Schutzanzuges hin. Nach dem Einsatz und der möglichen Kontaminierung ist dieser in einem über Bodenmarkierungen ausgezeichneten Bereich nach einer genauen Prozedur auszuziehen. Ansonsten könnten weitere Flächen und Personen kontaminiert oder der Mitarbeiter im Schutzanzug selber gefährdet werden.
Neben diesen kleineren Details stellt sich auch immer wieder die Frage, welche Herausforderungen ein richtiger Notfall mit sich bringt. Einig sind sich alle Anwesenden, dass vor allem der Umgang mit Patienten kritisch werden kann. „Ein beispielsweise mit Anthrax kontaminierter Patient kann unter Umständen nur schwer zu beruhigen sein. Um andere Menschen und unsere Mitarbeiter zu schützen, müssen wir mit diesen Situationen rechnen“, kommentiert Dr. Jaeschke-Melli. Gemeinsam mit den Vertretern des KKS, Risikomanagements und der Gesundheitsbehörde werden immer wieder die Prozesse hinterfragt und Optimierungspotenziale gesucht.
Für den Ernstfall gewappnet
Benutzt werden musste die Dekontaminationsanlage in der Vergangenheit bisher kaum, da äußere Kontaminierungen im Vergleich zu inneren Vergiftungen nur selten vorkommen. Industriezweige, in denen potenzielle Arbeitsunfälle mit Chemikalien entstehen könnten, verfügen heute zudem, neben deutlich erhöhten Standards bei der Arbeitssicherheit, über eigene Dekontaminationsstationen. Trotzdem können diese Szenarien nicht ausgeschlossen werden. Gerade auch im Hinblick auf die gestiegene Terrorgefahr sind Kliniken in der Verantwortung, auf diese Patienten vorbereitet zu sein.
Vielleicht fällt gerade deswegen das Fazit aller Beteiligten ähnlich aus. „Auch wenn wir bisher zum Glück noch keine ernsten Fälle hatten, lieferte uns eine praktische Überprüfung unserer Anlage und Prozesse ein wertvolles Feedback zur weiteren Verbesserung der Versorgung. Und dass die Behörde einige unserer Ideen auch direkt an die anderen Hamburger Krankenhäuser weitergeben wird, zeigt, dass das System des gegenseitigen Lernens funktioniert. Auch wir haben in der Vorbereitung von den Erfahrungen anderer Häuser profitiert.“, so Dirk Greunig, leitender Oberarzt und zuständig für das Risiko- und Qualitätsmanagement am BGKH. Dr. Jaeschke-Melli betont dabei vor allem die Bedeutung routinierter Prozesse: „Für unser Team der Notaufnahme war es natürlich wichtig, die neuen Prozesse kennenzulernen aber ebenso alte Handgriffe erneut abzurufen. Nur so sind wir auch im Ernstfall vorbereitet.“