Implantat-assoziierte Infektionen
Die Infektion nach plattenosteosynthetischer Versorgung einer Fraktur stellt eine schwerwiegende postoperative Komplikation dar. Die konsequente adäquate Therapie ist entscheidend für den Therapieerfolg.
Die Ursachen für die Entwicklung einer Infektion nach Plattenosteosynthese sind vielfältig und können unfallbedingt sein, iatrogen oder durch patienteneigene systemisch Faktoren begünstigt werden. Ein weiterer Faktor ist die Art des Erregers und die Biofilmbildung.
Die Anwesenheit von Implantaten wie Platten, Schrauben, Nägeln, Ankern, Kunstbändern, Knorpel- und Knochenersatzmaterialien oder Ähnlichem kann mit einer Entzündung (Infektion) einhergehen. Oft reicht eine geringe Keimlast bei Platten, Nägeln, aber auch auflösbarem Fixationsmaterial und anderen aus, um eine solche Infektion auszulösen. Zur Vermeidung schwerer Folgeschäden sind notwendige Behandlungsschritte einzuleiten.
Diese sind abhängig von der bestehenden Infekt-Dauer (Früh-, oder Spätinfekt), vom Infekt-Ausmaß zum Zeitpunkt der Feststellung sowie der Stabilität des Implantates bzw. des stabilisierten Bereiches. Die Infektion nach plattenosteosynthetischer Versorgung einer Fraktur stellt eine schwerwiegende postoperative Komplikation dar. Die konsequente adäquate Therapie ist entscheidend für den Therapieerfolg. Aufgrund der pathophysiologischen Veränderungen ist von einer akuten Infektion innerhalb der ersten 4 Wochen nach erstmaliger Manifestation der klinischen Symptome zu sprechen, darüber hinaus ist von einer chronischen Infektion auszugehen.
Behandlungsziele sind die Infektberuhigung, Wiederherstellung der Gebrauchsfähigkeit der betroffenen Gliedmaße und Schmerzreduktion.
Bei einer akuten Infektion mit stabil einliegendem Implantat kann das Entfernen sämtlich entzündeter Gewebsanteile, Probenentnahmen, Stabilitätsprüfung, der lokale Einsatz von Antibiotika-Trägern und das Austauschen des Implantates gegen ein gleiches Implantat erfolgreich sein. Bei einliegendem Marknagel wird in aller Regel der Marknagel entfernt, der Markraum gesäubert und die Behandlung mit einem äußeren Spanner (Fiaxateur externe) durchgeführt. War die ursprüngliche Osteosynthese nicht stabil, so wird die Behandlung auch mit einem Fixateur externe durchgeführt. Begleitend zur operativen Therapie ist eine sinnvolle Antibiotika-Therapie zur Vermeidung eines sogenannten Biofilms (Schleimschicht, die von Mikroorganismen gebildet wird) notwendig.
Bei Vorliegen einer chronischen Infektion ist der Erhalt des Implantates in der Regel obsolet. Das einliegende Implantat wird entfernt, sämtliche entzündeten Knochen- und Weichgewebsanteile werden radikal reseziert. Die erneute Stabilisierung erfolgt mit einem Fixateur externe, lokale Antibiotikumträger werden eingelegt. Bei Infektberuhigung wird etwa 6 Wochen nach dem Primäreingriff der Knochendefektaufbau durchgeführt, entweder durch körpereigenen Knochen nach Entnahme aus den Beckenkämmen oder aus dem Tibiakopf. Größere knöcherne Defekte werden mittels Segmenttransport wiederaufgebaut. Unterstützend erfolgt eine kalkulierte Antibiotika-Behandlung.
Bei Vorliegen größerer Hautweichteil-Defekte ist ein zeitnaher definitiver Defektverschluss, häufig durch die Abteilungen für Plastische Chirurgie, durchzuführen.
Nach in Röntgen-Bildern gesichertem Durchbau des Knochens kann der Fixateur entfernt werden, die Versorgung mit einer Orthese wird in aller Regel notwendig. Während der gesamten Behandlung wird die Patientin oder der Patient physiotherapeutisch beübt.
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