Musik in der Rehabilitation – ein besonderer Zugang zur Körper­wahrnehmung

Seit 2009 unterstreicht der bundesweite Tag der Musik jährlich am 21. Juni den Wert der Musik in Deutschland. Auch in der medizinischen Rehabilitation ist diese – therapeutisch eingesetzt – für die Patientinnen und Patienten eine große Bereicherung.

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21.06.2024

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Christiane Keppeler

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Die Musiktherapie gibt es bereits seit über 40 Jahren am BGKH. 30 davon betreut Elena Nürnberg, ausgebildete Musiktherapeutin, den Bereich. Ihr Therapieraum befindet sich gegenüber der Rekreationstherapie und ist gleichzeitig überall im Klinikum verteilt. Denn Frau Nürnberg therapiert dort, wo Musik einen positiven Einfluss auf die Rehabilitation nehmen kann – und das ist individuell für jeden Bereich etwas anders.

Während bei Patientinnen und Patienten mit einem psychologischen Trauma Musik die Verarbeitung des Geschehenen unterstützt und für Entspannung sorgt, hilft die Therapie Menschen mit einer Querschnittlähmung wirkungsvoll bei der Krankheitsbewältigung und wird u.a. auch zur Behandlung von Spastiken eingesetzt. Bei neurologischen Krankheitsbildern wiederum steht die Körperwahrnehmung im Vordergrund, erklärt Frau Nürnberg an einem Beispiel: „Einer meiner Patienten fühlte sich nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma fremd in seinem eigenen Körper. Er ging unsicher und war verspannt. Nach Schlaganfällen kann sich auch eine ganze Körperhälfte anders anfühlen. In diesen Fällen muss sich die Körperwahrnehmung erst einmal wieder entwickeln.“ Dies kann über den Einsatz verschiedener Instrumente erreicht werden. Oft werden Klangschalen eingesetzt. Die Vibrationen lassen sich am Körper spüren: „Die Patientinnen und Patienten können ihr Empfinden dabei ganz genau beschreiben und schon das ist ihnen sehr viel wert.“

Patientinnen und Patienten, die an Sprachstörungen leiden, sind jedoch nicht in der Lage, ihre Empfindungen auszudrücken. Eine besondere Rolle nimmt in der Musiktherapie daher der Gesang ein: „Weil die linke und rechte Hirnhälfte unterschiedliche Funktionen übernehmen, kann es Betroffenen trotzdem möglich sein, in Gesang oder Summen einzusteigen. Das erweitert die kommunikativen Kompetenzen, fördert die Motivation zum stimmlichen Ausdruck und aktiviert die Sprachfähigkeit.“

„Musiktherapie holt Menschen aus dem Koma heraus“, das titelte eine Zeitschrift nach einem Interview mit Frau Nürnberg, berichtet sie lachend und stellt klar: „Dieser Satz ist nie gefallen und stimmt nicht.“ Korrekt ist aber, dass auch Patientinnen und Patienten der Frührehabilitation und Intensivstation therapiert werden, die ihr Bewusstsein gerade erst wiedererlangen oder noch im Koma liegen. Die Therapie unterstützt dabei, wacher zu werden, indem taktile Reize gesetzt werden und die Ansprache auf eine besondere Art erfolgt: „Musik ist etwas, was wir alle seit unserer Kindheit kennen. Vielleicht, wenn der Patient nicht mehr weit weg ist, wird er auf diese bekannten Reize aufmerksam und [Frau Nürnberg schnippt mit den Fingern] dies hilft dabei, wieder zu Bewusstsein zu kommen.“ 

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