Spinal Cord Injury Day 2020
Jährlicher Aktionstag rückt das Thema Querschnittlähmung international in den Fokus der Öffentlichkeit.
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04.09.2020Pressekontakt
Christiane Keppeler
„Eine inklusive Welt für Menschen mit Querschnittlähmung“ so lautet das erklärte Ziel des fünften internationalen Spinal Cord Injury Day (SCI Day), der am 5. September 2020 stattfindet. In Deutschland leben derzeit etwa 140.000 Menschen mit einer Querschnittlähmung. Der jährliche Aktionstag soll auf ihre Belange aufmerksam machen und die Aufmerksamkeit auf Themen lenken, die die Inklusion aktiv fördern. Unterstützt wird der Tag der Querschnittlähmung von der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten e.V. (FGQ), der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegiologie (DMGP), der Deutschen Stiftung Querschnittlähmung (DSQ) und dem Deutschen Rollstuhlsportverband e.V. (DRS). Priv.-Doz. Dr. med. Roland Thietje, Chefarzt des Querschnittgelähmten-Zentrums am BG Klinikum Hamburg (BGKH), macht sich am 15. September bei einem Treffen mit Vertreter*innen der Bundesregierung und des Bundestags für die Belange Querschnittgelähmter stark.
Behandlung Querschnittgelähmter in Deutschland
Deutschlandweit gibt es mittlerweile 27 Zentren zur Behandlung Querschnittgelähmter. Diese sind unter Leitung der DGUV im sogenannten „Arbeitskreis Querschnittlähmung“ zusammengefasst und haben seit Gründung 1977 insgesamt rund 70.000 frischverletzte Patienten mit einer Querschnittlähmung behandelt. Jährlich kommen rund 2.300 bis 2.400 neue Fälle hinzu. Eines dieser spezialisierten Zentren befindet sich im BGKH. Priv.-Doz. Dr. med. Roland Thietje ist Chefarzt des Fachbereichs und führt mit seinem Team jährlich etwa 280 Erstbehandlungen durch.
Die Ursachen für eine Querschnittlähmung können vielfältig sein. Etwa 45 Prozent aller Fälle sind unfallbedingt, entstehen also durch Stürze, Verkehrs-, Arbeits- und Wegeunfälle. „Diese Zahlen sind in den letzten Jahren jedoch leicht rückläufig“, weiß Dr. Thietje. „Das hängt unter anderem mit verbesserten Sicherheitsvorkehrungen zusammen. Die krankheitsbedingten Querschnittlähmungen haben hingegen zugenommen und betragen derzeit ebenfalls etwa 45 Prozent.“ Krankheitsbedingte Querschnittlähmungen können durch Einblutungen, Tumore, Entzündungen, osteoporotische Frakturen oder degenerative Erkrankungen verursacht werden.
Engagement für die Inklusion
Beim Thema Inklusion besteht nach wie vor großer Handlungsbedarf. Das unermüdliche Engagement der betroffenen Menschen und ihrer Unterstützer*innen in den vergangenen Jahren hat laut Dr. Thietje jedoch bereits einiges bewegt: “Es ist deutlich erkennbar, dass die Rehabilitation, Inklusion und Integration von Menschen mit Behinderung immer größere Themen werden, die deutlich mehr Gehör finden und sich platzieren lassen. Wo früher noch Reden von Würdenträgern gehalten wurden, werden heute die Menschen selbst zu Wort kommen gelassen und seitens der Politik besteht eine höhere Bereitschaft, ihnen zuzuhören.“
Seit dem SCI Day 2019 finden zweimal jährlich Gespräche zwischen Vertreter*innen der Zentren zur Behandlung Querschnittgelähmter und der Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit Frau Sabine Weiss statt. Darüber hinaus wird Dr. Thietje in seiner Funktion als 1. Vorsitzender der DMGP am 15. September einen Termin mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Belange von Menschen mit Behinderungen sowie mit einem Vertreter des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags wahrnehmen und die Interessen Querschnittgelähmter konkret adressieren.
Angebote des BGKH
Das Querschnittgelähmten-Zentrum am BGKH bietet den Patient*innen mit einer Querschnittlähmung diverse Hilfestellungen im Umgang mit ihrer Verletzung und daraus resultierenden Einschränkungen an. Ein wichtiger Bestandteil ist die langjährige, enge Zusammenarbeit mit dem DRS. Darüber hinaus bietet das Klinikum unter anderem Beratungsangebote wie das Peer Counseling, eine Rollstuhlwerkstatt zur passgenauen Individualisierung der Hilfsmittel oder die Sprechstunde Sexualität, Kinderwunsch und Schwangerschaft bei Querschnittlähmung an. Sinn und Zweck der Angebote sind die Vermittlung von Informationen sowie die maximale Selbstständigkeit und größtmögliche Unabhängigkeit von fremder Hilfe für die Patient*innen.