Wieder ins Gleichgewicht kommen: Medizinisches Qigong
Seit knapp zehn Jahren können Patientinnen und Patienten am BGKH die Qigong-Therapie in Anspruch nehmen. Die Anwendung wird überwiegend in den Fachbereichen Psychotraumatologie, Neurologie, Schmerztherapie, BGSW und KSR angewendet.
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21.04.2021Pressekontakt
Christiane Keppeler
Seit 2012 bietet unsere Qigong-Therapeutin Kerstin Möllgaard „Medizinisches Qigong“ am BGKH an. Seinen Ursprung hat die Bewegungslehre Qigong in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und setzt sich zusammen aus Qi = Vitalkraft und Gong = Übung/Fertigkeit/Disziplin. Es ist ein Sammelbegriff für Übungen in der Bewegung und Ruhe, mit deren Unterstützung man das Qi im eigenen Körper positiv beeinflussen kann, um hiermit die körperlichen, seelischen und geistigen Funktionen zu regulieren und zu stärken. „Auf Qigong bin ich 1997 aufmerksam geworden, als ich einige Jahre in Singapur lebte“, erklärt Kerstin Möllgaard. „Vor Ort hatte ich die Möglichkeit, mir die chinesische Medizin einmal genauer anzuschauen, mit vielen verschiedenen Menschen dazu ins Gespräch zu kommen, Vorträge zu hören und bei den unterschiedlichsten Dozenten Erfahrungen zu sammeln.“ Ausgebildet wurde Frau Möllgaard von der Akademischen Gesellschaft für Medizinisches Qigong in Peking und an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg.
Die Übungsformen des Qigong
Die Selbstübungen des Qigong beinhalten drei Regulationsbereiche: Körperhaltung/Bewegung, Atmung und die Konzentration/Vorstellungskraft, die in den Übungsprozessen unterschiedlich betont werden. In den Übungen in Ruhe – im Liegen, Sitzen oder Stehen praktiziert – geht es vornehmlich um die intensive Wahrnehmung und Steuerung der Atmung und Vorstellungskraft (innere Bewegung).
Übungen in Bewegung beinhalten langsame, fließende Bewegungen des Rumpfes und der Extremitäten im Sitzen, Stehen oder in der Fortbewegung (äußere Bewegung). Beide Übungsformen fördern – achtsam ausgeführt – geistige und körperliche Entspannung und unterstützen die Regulationsfähigkeit des Organismus. Kerstin Möllgaard: „Damit die Patienten von der Qigong-Therapie profitieren können, müssen sie eine gewisse Offenheit für das Thema und auch Neugier mitbringen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können die Übungen viel bewirken.“
Qigong in der Therapie
Der therapeutische Einsatz im Einzel- und Gruppenunterricht hat sich in den Fachbereichen Psychotraumatologie, Neurologie, Schmerztherapie, BGSW (Berufsgenossenschaftliche Stationäre Weiterbehandlung) und KSR (Komplexe Stationäre Rehabilitation) bewährt. Die Übungsauswahl richtet sich dabei nach Erkrankung und Beschwerdebild. Es sind meist leichte, einfach zu erlernende Übungen, die sich i.d.R. sehr gut an die aktuelle, individuelle Konstitution des Patienten anpassen lassen und die der Patient nach der Entlassung selbständig weiter praktizieren kann. Kerstin Möllgaard: „Unser Ziel ist es, hier in der Therapie den Grundstein zu legen und den Patienten das Handwerkszeug für die selbstständige Fortführung der Übungen zu Hause mitzugeben. Deshalb bekommen Sie auch Übungsanleitungen zur Verfügung gestellt, damit sie das Gelernte in den Alltag übertragen können.“
Typische Indikationen für eine Qigong-Therapie sind geistige und körperliche Erschöpfung, chronisches Schmerzgeschehen, Bewegungseinschränkungen, Koordinationsstörungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Angstzustände, fehlende oder mangelhafte Körperwahrnehmung oder ein reduziertes Atemvolumen.
Auch im Kontext der Gesundheitsschutzmaßnahmen hat sich Qigong als wirksame Maßnahme zur Förderung des Körperbewusstseins, der Wahrnehmungs- und Konzentrationsfähigkeit und als entspannungsförderndes und stressreduzierendes Instrument am BGKH bewährt.
Anhaltende Faszination
Qigong-Therapeutin Kerstin Möllgaard ist auch nach fast zehn Jahren am BGKH noch immer fasziniert von den Möglichkeiten der chinesischen Bewegungslehre Qigong in der Therapie „Wir haben einen genialen, sehr intelligenten Körper, der in der Lage ist, über selbstregulative Übungsmethoden auf Körper, Geist und Psyche einzuwirken. Das finde ich nach wie vor spannend und freue mich, wenn ich dies den Patientinnen und Patienten vermitteln kann.“