Computernavigation
Die Computernavigation unterstützt den Operateur bei der präzisen Platzierung von Implantaten. Sie visualisiert Instrumente, Implantate und Körperregionen des Patienten in Echtzeit.
Bei der Computernavigation im OP werden die chirurgischen Instrumente auf einem Bildschirm dargestellt und – ähnlich wie auf der Landkarte eines Auto-Navigationssystems – auf den Röntgen- oder CT-Bildern des Patienten eingeblendet. So weiß der Chirurg jederzeit, wo sich das Instrument befindet, ohne es direkt zu sehen.
Instrumente lassen sich damit sehr viel genauer führen und Implantate präzise platzieren. Dies erhöht die Sicherheit bei Operationen, wo es auf Genauigkeiten im Zehntelmillimeterbereich ankommt. Zudem ermöglicht die Technologie hochpräzise minimalinvasive Eingriffe, da man auf die Freilegung der operierten Körperstrukturen verzichten kann.
Live-Übertragung in Echtzeit
Das System arbeitet in Echtzeit und liefert eine Live-Darstellung der OP-Situation. So ist die sonst übliche kurze Unterbrechung der Operation zur Kontrolle der Instrumentenposition mittels Röntgen sehr viel seltener nötig. Dadurch lässt sich die Strahlenbelastung und bei erfahrenen Teams sogar die OP-Dauer reduzieren.
Ein Computernavigationssystem besteht aus zwei Infrarotkameras, reflektierenden Markerpunkten auf Instrumenten und Patient sowie einem leistungsfähigen Rechner mit Monitor. Damit ist das System in der Lage, Instrumente und Patient zu „sehen“ und im dreidimensionalen Raum zu orten.
Navigation auf hohem Niveau und ohne Risiko für den Patienten
An der BG Unfallklinik Frankfurt am Main werden derzeit Navigationssysteme verwendet, die wegen ihrer hohen Qualität und Sicherheit durch die „Arbeitsgemeinschaft Osteosynthese (AO)“ zertifiziert wurden. Sie bieten eine hohe Betriebssicherheit und einfache Bedienbarkeit. Computerabstürze gibt es fast nie.
Zusätzlich prüft der Operateur während der OP ständig, ob die angezeigten Bilder plausibel sind. Eventuelle Fehldarstellungen werden sofort erkannt und korrigiert. Ansonsten sind alle Operateure unserer Klinik in der Lage, die Operation nahtlos auch ohne Computernavigation fortzuführen.
Die Computernavigation birgt für Patienten keinerlei Risiken. Das System arbeitet mit Infrarotstrahlung, ohne Röntgenstrahlung. Die Anbringung der Markerreflektoren hinterlässt keine Spuren, die Marker werden noch während der Operation wieder entfernt.
Einsatz bei OPs an verborgen liegenden Knochen
Die Computernavigation unterstützt besonders OPs an verborgen liegenden Knochen, die höchster Präzision bedürfen – etwa die Implantation von Knochenschrauben in der Nähe von Nerven oder Blutgefäßen. Ein Standardverfahren in der Wirbelsäulenchirurgie ist die Stabilisierung mit Pedikelschrauben, die von hinten in den Wirbelkörper eingebracht werden. Eine Fehlplatzierung würde den unmittelbar daneben verlaufenden Rückenmarkskanal gefährden. An manchen Wirbelsäulenabschnitten ist die sichere Zone zur Platzierung nur drei bis vier Millimeter breit. Die Computernavigation bietet hier auch erfahrenen Operateuren zusätzliche Sicherheit.
Andere Anwendungen sind eine Verschraubung oder die Entfernung von Knochentumoren im Beckenbereich, die sich computernavigiert präzise planen lassen.
Abb.: Beispiel einer computernavigierten Operation: Das Instrument, das der Chirurg in der Hand hält (grün), wird online in die CT-Bilder des Patienten hineinprojiziert. Der Chirurg kann die Platzierung in allen Ebenen gut verfolgen. Die vorher geplante Pedikelschraube (rot) liegt in einem schmalen Knochenabschnitt neben dem Rückenmarkskanal.