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Neuer Lebensmut nach Explosions­verletzung

Mithilfe von Techniken aus der Ästhetischen Chirurgie kann einer Patientin der BG Unfallklinik Frankfurt am Main bei einer Explosionsverletzung nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch bestmöglich geholfen werden.

Bei einem Terroranschlag in Somalia im Jahr 2016 erlitt die damals 16-jährige Ayan Adan durch eine Explosion schlimmste Verletzungen. Dabei wurde ihr ein großer Teil des Gesäßes förmlich weggerissen. Die bis auf die Knochen reichende offene Wunde verursachte in Folge nicht nur extreme Schmerzen, sondern auch erhebliche Bewegungseinschränkungen. Zur Akutversorgung brachte man Ayan Adan daher in ein Krankenhaus vor Ort. Dort blieb sie ein komplettes Jahr – ausschließlich auf dem Bauch liegend. Doch ihre offene Wunde, die zum Teil mit dünnen Hauttransplantaten, sog. Spalthaut, versorgt wurde, wollte weder trocknen noch ausheilen und brachte in der Folge immer wieder neue, juckende und schmerzhafte Infektionen mit sich. 

Nachdem Ayan Adan ca. zwei Jahre nach ihrer Verletzung den Entschluss gefasst hatte, ihr Heimatland endgültig zu verlassen und mit ihrer Schwester gemeinsam in Richtung Europa aufzubrechen, gelangte sie über Libyen nach Italien. Die Reise war mit ihrer körperlichen Einschränkung – sie konnte fast gar nicht und wenn ja nur unter größten Schmerzen sitzen – eine echte Tortur.  Schließlich gelangte sie 2018 nach Deutschland. Hier wurde ihr ein Betreuer zur Seite gestellt, der sich unter anderem auch für ihre körperliche Genesung einsetzte und für sie und mit ihr verschiedene ärztliche Termine veranlasste. Doch die Prognosen waren allgemein nicht gut. Ayan Adan: „In der Sprechstunde der Plastischen, Hand- und Rekonstruktiven Mikrochirurgie der BG Unfallklinik in Frankfurt wurde mir von Chefarzt Prof. Dr. med. Christoph Hirche das erste Mal wieder Hoffnung gemacht – und die Möglichkeit eröffnet, dass man mir mit einer OP helfen könne.“ 

Wiederherstellung der Grundfunktionalität 

Bei einer ersten OP schnitten Prof. Dr. Christoph Hirche und Jan Warszawski, im dritten Jahr Assistenzarzt, ihre Narben aus, mobilisierten das Gesäß und die umliegenden Gewebeschichten im Sinne einer Gesäßplastik und stellten somit erstmalig Form und und körperliche Integrität wieder her – und die Funktion sollte folgen. Als Jan Warszawski sie das erste Mal nach der ersten OP, begleitet von Krankenpflegerin Lidia Arndt, besuchte, war dies für ihn ein echtes Schlüsselerlebnis: „Als wir Ayan wenige Stunden nach der Operation die Bilder der Ergebnisse zeigten, brach sie in Freudentränen aus. Völlig überwältigt konnte Sie das Resultat kaum fassen, es geschweige denn glauben, dass sie in einigen Wochen schon wieder eine normale Teilhabe am sozialen Leben genießen wird. In diesem außergewöhnlich bewegenden Moment wurde mir schlagartig klar, wie viel Leid wir von der Patientin durch unser gemeinsames Wirken nehmen konnten.“ 

Die Form und körperliche Integrität waren damit erst mal wiederhergestellt, als Grundlage für die wiederzuerlernde Funktion des Gehens und Laufens und Wiedererlangung der Lebensqualität. Nach elf Tagen verließ Ayan Adan die BG Unfallklinik und nach ca. zwei Monaten konnte sie das erste Mal wieder richtig sitzen.  

Eigenfetttransplantation bzw. Lipofilling

Allerdings war ihre Unterhaut in Kombination mit der Muskulatur nach dem ersten Schritt noch zu dünn und asymmetrisch, um weiteren Ansprüchen an Form, Funktion und Ästhetik zu genügen. In einer weiteren Operation erfolgte daher die Auffüllung der Region mit Eigenfett, ein sogenanntes Lipofilling. Dafür wurde Fettgewebe von Bauch und Beinen entnommen und für den Gewebeaufbau als Eigenfetttransplantation unter die Haut gespritzt. Da das Volumen des transplantierbaren Eigenfetts begrenzt ist, musste die weitere Behandlung bis zur vollständigen und nahezu symmetrischen Wiederherstellung in insgesamt drei OP-Schritten erfolgen. Anfang Februar 2022 erfolgte die letzte OP, sodass inzwischen nicht nur ein funktionales, sondern auch ein ästhetisch zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden konnte. Dieses gleicht nun die vorhandenen Asymmetrien aus. 

Jan Warszawski: „Die nach der ersten Operation noch vorhandenen Volumendefekte mit resultierender Abweichung von einer ästhetischen Körperform können das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität maßgeblich beeinträchtigen. Die Dunkelziffer ist in diesen Fällen enorm.“  Eine medizinische Notwendigkeit für einen Eingriff besteht, wenn der Patient bzw. die Patientin aufgrund von Schmerzen, Fehlbildungen usw. nicht uneingeschränkt dem täglichen Leben nachgehen kann. In manchen Fällen zählt aber neben den körperlichen Beschwerden auch die psychische Belastung als ein gewichtiger Grund für die Kostenübernahme einer OP. 

Prof. Dr. med. Christoph Hirche
„Es ist wichtig, die Rekonstruktion heute nicht mehr nur unter funktionalen Ergebnissen zu sehen, sondern auch ästhetisch das bestmögliche Behandlungsergebnis für die Patientinnen und Patienten zu erzielen.“
Prof. Dr. med.Christoph Hirche

Chefarzt der Abteilung für Plastische, Hand- und Rekonstruktive Mikrochirurgie; Hand-Trauma-Center BG Unfallklinik Frankfurt am Main

(Wieder-)herstellung der körperlichen Integrität 

Prof. Hirche: „Ziel unserer Behandlung ist es, dass die Patientin bzw. der Patient ein schmerzfreies Leben mit bestmöglicher Funktionalität und guter Lebensqualität führen kann. Die Plastische Chirurgie kann dabei helfen, nicht nur einen Körperteil zu erhalten und die Funktion wiederherzustellen, sondern auch beispielsweise durch Narbenkorrekturen oder eben Lipofilling Form und Ästhetik entsprechend (wieder) herzustellen, sodass damit auch die Lebensqualität der Patienten positiv beeinflusst werden kann. Dabei macht es Sinn, dass Assistenzärzte einen Fall von Anfang bis Ende wie ein Case-Manager begleiten. Sie können dadurch fachlich sehr viel dazulernen. Wir haben heute – zum Glück – mehr Möglichkeiten und einen viel höheren Anspruch auch an das ästhetische Ergebnis unserer Rekonstruktionen, für das uns viele effiziente Techniken aus der ästhetischen Chirurgie auch für die unfallmedizinische Wiederherstellung zur Verfügung stehen.“ 

Weiterbildung und Behandlung in der Abteilung für Plastische, Hand- und Rekonstruktive Mikrochirurgie

Die BG Unfallklinik ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Unsere Plastische Chirurgie vereint unter einem Dach die „Rekonstruktive Chirurgie“, die „Handchirurgie“, die „Ästhetische Chirurgie“ und die „Verbrennungschirurgie“. Durch die 72-monatige Weiterbildungsbefugnis (2 Jahre Basis-Weiterbildung + 48 Monate Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie)  für das eigenständige chirurgische Fachgebiet „Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie“ sowie 24  Monate für die Zusatzbezeichnung „Handchirurgie“ besteht die Möglichkeit an unserer Klinik ein ausgesprochen großes und attraktives Spektrum erlernen zu können.

Denn auch unsere Abteilung für Plastische, Hand- und Rekonstruktive Mikrochirurgie zeichnet sich durch ein ausgesprochen breites Behandlungsspektrum aus.  Wir bieten unseren Patientinnen und Patienten eine umfassende interdisziplinäre Behandlung, hochmoderne Verfahren und Methoden sowie eine technische Ausstattung auf höchstem medizinischem Niveau. 

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Ayan Adan im Gespräch mit ihrem Arzt Jan Warszawski

Regelmäßige Nachkontrollen und Zukunftspläne 

Bei einem der regelmäßig stattfindenden Nachsorgetermine in der BG Unfallklinik kann Ayan Adan wieder problemlos sitzen: „Mir geht es heute gut. Ich kann sitzen und mich gut bewegen. Ich habe wieder mit der Schule angefangen und befinde mich inzwischen in einer Ausbildung als Altenpflegerin, die mir großen Spaß macht. Ich bin sehr glücklich, dass mir mein Arzt Jan Warszawski gemeinsam mit Prof. Dr. Hirche so gut helfen konnte und dass ich wieder positiv in meine Zukunft blicken kann. Nun würde ich gerne auch in absehbarer Zeit meine beiden inzwischen verwaisten kleinen Geschwister aus Somalia nach Deutschland bringen. Mein Plan ist es aber zunächst, meine Ausbildung in Deutschland abzuschließen und – wenn möglich – in der Krankenpflege zu starten.“    

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