Diagnose „Rücken“
Derzeit werden Kreuzschmerzen zu bis zu 95 Prozent als „unspezifisch“ diagnostiziert. Das Projekt PREDICT-LBP soll die Ursachen erforschen und gezielte Therapien ermöglichen.
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13.06.2023Pressekontakt
Robin Jopp
„Ich hab‘ Rücken.“ Der Volksmund tut sich schwer damit, die spezifischen Ursachen von Kreuzschmerzen zu beschreiben. „Die Wissenschaft ist da aber leider nicht viel genauer“, sagt Prof. Dr. Daniel Belavy von der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum. „In bis zu 95 Prozent der Fälle von Kreuzschmerzen kann keine eindeutige Diagnose gestellt werden. Dann ist von ‚unspezifischen Kreuzschmerzen‘ die Rede. Das ist – in schöneren Worten – am Ende aber eigentlich genau dasselbe wie ‚Ich hab‘ Rücken‘.“ Damit sich das ändert, starten Forscher*innen der HS Gesundheit und der Neurologischen Klinik des BG Universitätsklinikum Bergmannsheil in Kooperation mit dem Universitätsklinikum St. Josef-Hospital Bochum, dem Krankenhaus St. Josef Wuppertal, der Universität Ulm, der Charité Universitätsmedizin Berlin sowie fünf internationalen Kooperationspartnern nun die Studie PREDICT-LBP (PRedictive Evidence Driven Intelligent Classification Tool for Low Back Pain). Ziel ist es, die Ursache der Schmerzen besser zu verstehen. So könnte man den rund 20 Prozent der Weltbevölkerung, die unter Rückenschmerzen leiden, besser geholfen werden kann.
„Wenn keine eindeutige Ursache für die Schmerzen in der Wirbelsäule festgestellt werden kann, ist es für das medizinische Personal und Patient*innen nicht klar, ob eine bestimmte Art von Behandlung besser sein könnte“, so Jun.-Prof. Dr. Elena Enax-Krumova, die zusammen mit PD Dr. Lara Schlaffke die Untersuchungen an der Neurologischen Klinik des BG Universitätsklinikums Bergmannsheil koordiniert. Um die Ursachen der Schmerzen besser zu verstehen, erfassen die Wissenschaftler*innen im PREDICT-Projekt den Status der Wirbelsäule, die psychologische und soziale Gesundheit sowie Veränderungen des Nervensystems. Anschließend werden diese Daten genutzt, um festzustellen, ob es verschiedene Untergruppen von Personen mit anhaltenden Kreuzschmerzen gibt. „Die Identifikation möglicher Untergruppen kann dazu dienen, individuellere Behandlungsansätze für Menschen mit unspezifischen Kreuzschmerzen zu entwickeln“, sagt Elena Enax-Krumova. „Die derzeitig empfohlenen Behandlungen für Kreuzschmerzen sind nur begrenzt wirksam. Eine Rückkehr zur Grundlagenforschung, die den multidimensionalen Charakter der Schmerzerfahrung berücksichtigt und einen evidenz- und datenwissenschaftlich orientierten Ansatz verfolgt, ist deshalb notwendig.“
Zu diesem Zweck suchen die Wissenschaftler*innen Menschen, die bereit sind, an der nun gestarteten Studie teilzunehmen. „Die psychologische und soziale Gesundheit sowie Veränderungen in unserem Nervensystem können eine Rolle dabei spielen, wie wir Schmerzen empfinden“, erläutert Daniel Belavy den Forschungsansatz. „Es kann viele zugrundeliegende Faktoren geben, die mit dem Schmerz zusammenhängen. Dies bedeutet, dass allgemeine Behandlungen möglicherweise nicht ausreichen, um den Schmerzzustand zu verbessern. Das Ergebnis unseres Projekts soll deshalb ein praktisches Instrument für Ärzt*innen und Therapeut*innen sein, mit dem sie unspezifische Rückenschmerzen besser diagnostizieren und personalisierte Behandlungsansätze entwickeln können.“
Gesucht werden Menschen zwischen 18 und 55 Jahren
Wer die Forscher*Innen bei ihrem Vorhaben unterstützen möchte, ist eingeladen, an der PREDICT-Studie teilzunehmen. Gesucht werden Menschen sowohl mit unspezifischen Kreuzschmerzen als auch ohne Schmerzen, die zwischen 18 und 55 Jahren alt sind, keine metallischen Implantate oder Fragmente, elektronischen Implantate wie Herzschrittmacher oder nicht entfernbare Piercings haben. Auch Schwangere können nicht teilnehmen. Die Untersuchungen für diese Studie finden an zwei getrennten Terminen an der Hochschule für Gesundheit und am Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum statt. Als Aufwandsentschädigung erhalten alle Teilnehmenden eine Prepaid-Karte im Wert von 100 Euro.
Weitere Informationen zur Teilnahme erhalten Interessierte unter: https://www.hs-gesundheit.de/predict oder predict@hs-gesundheit.de.
Zum Hintergrund: Das Projekt PREDICT-LBP läuft über drei Jahre. Es wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) mit insgesamt gut 1,1 Mio. Euro gefördert. Am Gesamtprojekt beteiligt sind Wissenschaftler*innen von Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Belgien, Kanada und Australien.
Wiss. Ansprechpartner*in: Prof. Dr. Daniel Belavy, Tel. +49 234 77727-632, daniel.belavy@hs-gesundheit.de
Pressekontakt: Hochschule für Gesundheit - University of Applied Sciences, Gesundheitscampus 8, 44801 Bochum, Jan Vestweber, Pressesprecher, T +49 234 77727 - 353, Mail: jan.vestweber@hs-gesundheit.de, Web: www.hs-gesundheit.de