Auffrischungsimpfung in Israel
Israel verfolgt in der Pandemiebekämpfung einen Sonderweg und setzt auf eine flächendeckende Auffrischungsimpfung gegen COVID-19.
Israel galt aufgrund der Geschwindigkeit, mit der unmittelbar nach der Zulassung Erstimpfungen mit dem Pfizer-BioNTech-mRNA-Impfstoff Comirnaty® durchgeführt wurden, als Vorzeigenation. Die Impfkampagne stagnierte jedoch in der Folgezeit - etwa 60 % der Bevölkerung gelten derzeit als vollständig geimpft. Entgegen der WHO-Empfehlung wird seit August allen Einwohnerinnen und Einwohnern eine Dritt- bzw. Booster-Impfung angeboten. 1,9 Mio. Menschen haben dieses Angebot bisher wahrgenommen (The Times of Israel). Der sogenannte „Green Pass“, welcher die Teilnahme an Veranstaltungen, den Besuch von Restaurants, Theatern usw. gestattet, verliert sechs Monate nach der letzten Dosis Gültigkeit, so dass eine Booster-Impfung faktisch verpflichtend ist.
Die Effektivität der Booster-Impfung wurde mittels einer Analyse von Daten des israelischen Gesundheitsministeriums über 1,137 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern älter als 60 Jahre ermittelt (The New England Journal of Medicine).
Die Booster- und Nicht-Booster-Gruppen betrachteten 10,6 bzw. 5,2 Mio. Personentage mit 4.439 und 934 bestätigten Infektionen bzw. 294 und 29 schweren Erkrankungen wenigstens zwölf Tage nach der Impfung (Abb. 1). Nach Adjustierung für demografische Faktoren reduzierte eine Booster-Impfung das Risiko für jede bestätigte Infektion um den Faktor 11,3 (95 % Konfidenzintervall [KI] 10,4 bis 12,3), für schwere Erkrankungen um den Faktor 19,5 (95 % KI 12,9 bis 29,5).
Fazit
Daten aus Israel legen eine hohe Effektivität einer dritten bzw. Auffrischungsimpfung gegen COVID-19 nahe. Der autonome Weg steht jedoch im Gegensatz zu Empfehlungen der WHO und erlaubt auch keine einfache Übertragung der Ergebnisse auf andere Gesundheitssysteme. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt in ihrem aktuellen Beschluss vom 24.09.2021 nunmehr neben der Impfung von 12- bis 17-Jährigen eine Booster-Impfung lediglich für Risikogruppen, z.B. für Personen mit Immundefekten oder medikamentöser Immunsuppression (Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut).
Stand: 30.09.2021