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Paxlovid

Sekundär-präventive medikamentöse Strategien stellen zusätzlich zu Impfungen ein wichtiges Werkzeug dar, um die COVID-19-Pandemie zu überwinden. Paxlovid (die fixe 3 : 1 Kombination aus dem experimentellen viralen Protease-Inhibitor Nirmatrelvir mit dem HIV-Protease-Inhibitor Ritonavir) könnte das bisherige Therapiespektrum substanziell ergänzen und bereichern.

 

 

 

Die durch den Hersteller Pfizer initiierte und finanzierte randomisierte, placebokontrollierte EPIC-HR (NCT04960202)-Studie wurde an 202 Zentren in 21 Ländern durchgeführt und schloss ungeimpfte ambulante Patientinnen und Patienten über 18 Jahre mit COVID-19 und Risikofaktoren für einen schweren Verlauf ein (EMA). 

2.246 Teilnehmende wurden innerhalb von fünf Tagen nach Symptomeintritt per Zufall einer Behandlung mit Paxlovid- (PF-07321332 300 mg / Ritonavir 100 mg) zweimal täglich über fünf Tage oder Placebo-Tabletten zugeteilt.
Das mittlere Alter der Studienpopulation betrug 46 Jahre, die Geschlechterverteilung war paritätisch. Zwei Drittel der Teilnehmenden wurden innerhalb von drei Tagen nach Symptomeintritt eingeschlossen. 37 % boten einen BMI über 30 kg/m2, 12 % litten an einem Diabetes mellitus.
Die primäre Analyse beruhte auf der sogenannten modifizierten Intent-to-Treat (mITT)-Population. Diese schloss alle innerhalb von drei Tagen nach Symptomeintritt mit Paxlovid oder Placebo behandelten, ambulanten, an COVID-19 Erkrankten ein, die weder monoklonale Antikörper erhielten noch für eine derartige Infusion vorgesehen waren.

Von 1.039 mit Paxlovid und 1.046 mit Placebo Behandelten wurden acht (0,8 %) bzw. 66 (6,3 %) innerhalb von 28 Tagen stationär behandelt (Abb. 1). Es starben keine(r) (0,0 %) bzw. zwölf (1,1 %) der Teilnehmenden. Die relative Risikoreduktion im kombinierten Endpunkt zugunsten von Paxlovid betrug 88 % (Risk Ratio 0,12, 95 % KI 0,06 bis 0,25). Der Fragility-Index der EPIC-HR-Studie ist mit 37 hoch - die Ergebnisse wurden also nicht lediglich durch wenige austauschbare Ereignisse in der experimentellen oder Kontrollgruppe hervorgerufen.

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Abb. 1

Ergebnisse der EPIC-HR-Studie gemäß EMA.

Eine innerhalb von fünf Tagen nach Symptomeintritt begonnene Therapie würde jeden 18. Ungeimpften mit Risikofaktoren vor einer Krankenhausbehandlung oder Tod durch eine schwere COVID-19-Erkrankung bewahren (Abb. 2).

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Abb.2

Absolute Häufigkeiten einer Hospitalisierung oder eines tödlichen Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung und deren Verhinderung durch eine frühzeitige Paxlovid-Behandlung, gemäß der von der EMA bereitgestellten Daten der EPIC-HR-Studie (EMA).

Fazit

Die derzeit verfügbaren Daten legen nah, dass eine innerhalb von fünf Tagen nach Symptomeintritt einsetzende Behandlung mit Nirmatrelvir / Ritonavir (Paxlovid) das Risiko für eine COVID-19-bedingte stationäre Aufnahme und einen tödlichen Verlauf reduzieren kann. Aufgrund der beobachteten geringen Ereignisraten sollten generelle Empfehlungen jedoch nur mit Vorsicht ausgesprochen werden, zumal die EPIC-HR-Studie keine deutschen Zentren einschloss. Der Nutzen von Paxlovid muss durch weitere Studien belegt werden.

Stand: 08.02.2022