Post-Expositionsprophylaxe mit Hydroxychloroquin
Eine Post-Expositionsprophylaxe mit Hydroxychloroquin verringert nach einem Hochrisiko-Kontakt mit SARS-CoV-2-Infizierten das Risiko für eine Erregerübertragung bzw. eine COVID-19-Erkrankung nicht.
Die Post-Expositionsprophylaxe (PEP, also die Einnahme gegen einen bestimmten Erreger gerichteter Pharmaka nach einem risikoreichen Kontakt innerhalb eines kurzen Zeitfensters) hat sich bei HIV, insbesondere in den Gesundheitsberufen z.B. nach einer Nadelstichverletzung, als effektiv erwiesen.
US-amerikanische und kanadische Forscher gingen der Frage nach, ob die frühe Gabe des Malaria-Medikaments Hydroxychloroquin innerhalb von vier Tagen nach Haushalts- oder beruflichem Kontakt mit einem / einer bewiesenen COVID-19-Erkrankten das Risiko für eine Erregerübertragung bzw. eine COVID-19-Erkrankung bei asymptomatischen Kontaktpersonen reduzieren kann (siehe The New England Journal of Medicine).
Als Risikosituation wurde eine physische Distanz von weniger als sechs Fuß (≈1,8 m) über zehn Minuten ohne Tragen einer Mund-Nase- und / oder Augen-Bedeckung gewertet.
Potenzielle Teilnehmer wurden ab März 2020 über die sozialen Netzwerke und klassische Medienportale angesprochen und rekrutiert. Nach schriftlicher Einwilligung erhielten die Studienteilnehmer per Zufall entweder Hydroxychloroquin (einmalig 800 mg, gefolgt von 600 mg täglich über fünf Tage) oder ein Scheinmedikament (Placebo). Der primäre Endpunkt war eine bestätigte COVID-19-Erkrankung 14 Tage nach Studieneinschluss.
Von 921 randomisierten wurden 821 (545 Vertreter der Gesundheitsberufe) initial asymptomatische Teilnehmer ausgewertet. Das durchschnittliche Alter betrug 41 Jahre, das Geschlecht war paritätisch verteilt.
Nach 14 Tagen betrug die Rate wahrscheinlicher oder bestätigter COVID-19-Fälle in der Hydroxychloroquin-Gruppe 49 / 414 (12%), in der Placebo-Gruppe 58 / 407 (14%). Die Risikodifferenz von 2% (95% Konfidenzintervall -2-7%) war mit dem Zufall vereinbar.
Fazit
Hydroxychloroquin verringerte in einer randomisierten Studie zur PEP nach Risikokontakt das Risiko für eine COVID-19-Erkrankung nicht. Dies ist allerdings nicht überraschend, da die Wirksamkeit des Medikaments zur Therapie von COVID-19 bisher nicht belegt ist und auch Fragen zur Dosierung unverändert ungeklärt sind.
(Stand: 16.06.2020)