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Thorax-Computer­tomografie

Stellt die Thorax-Computertomografie (CT) ein früheres und genaueres Verfahren zur Detektion einer SARS-CoV-2-Infektion und COVID-19-Erkrankung als die PCR-Diagnostik von Nasen­rachen­abstrichen dar?

Patientinnen und Patienten mit COVID-19-Pneumonie scheinen besondere Muster in der Computer­tomografie (CT) der Brusthöhle (Thorax) wie z.B. sogenannte periphere Milchglas-Trübungen und eng umschriebene Gewebe­verdichtungen, die als „crazy paving“ (frei übersetzt: „verrücktes Pflastersteinmuster“) bezeichnet werden, aufzuweisen. Sollten diese schon früher als die Resultate der RT-PCR auf SARS-CoV-2 vorliegen, würde sich die Thorax-CT als Diagnostikum bei klinischen Symptomen wie Atemnot, Husten und Fieber anbieten. Die Methode ist jedoch naturgemäß mit einer Strahlen­exposition verbunden, welche in der Nutzen-Risiko-Abwägung berücksichtigt werden muss.

Zwischen dem 18.03. und 05.05.2020 wurden im Universitäts­klinikum Aachen und im Krankenhaus Düren 191 Patienten (117 Männer, 74 Frauen, mittleres Alter 65 [Spanne 19-99 Jahre]) mit klinischen Symptomen einer COVID-19-Erkrankung einer nativen (also ohne Kontrast­mittel­verstärkung durchgeführten) Thorax-CT-Untersuchung innerhalb von 24 Stunden nach Aufnahme unterzogen. Die Daten wurden in das COVID-19-Bildgebungs-Register Aachen (COBRA) eingespeist. Der zusammengesetzte diagnostische Referenz­standard beinhaltete sowohl PCR-Ergebnisse als auch klinische Verlaufsparameter.

Die Dauer von Probeneingang bis zur Verfügbarkeit des PCR-Ergebnisses betrug während der Studie im Schnitt 20 Stunden, die Dauer von der CT-Untersuchung bis zur Mitteilung des Befundes neun Minuten. 

Bei einer Prävalenz (Vortest-Wahrscheinlichkeit) von 39% betrugen die Sensitivität und Spezifität der CT-Untersuchung 95% (95% Konfidenzintervall [KI] 87-99%) und 91% (95% KI 85-96%). Ein positives CT-Ergebnis erhöhte somit die Nachtest-Wahrscheinlich­keit für eine COVID-19-Erkrankung auf 88%, ein negatives Ergebnis senkte sie auf 3% (s. Abbildung).

Die Grafik stellt dar, wie Häufig eine Niedrigdosis-Computertomografie des Thorax zum Nachweis oder Ausschluss von Covid-19 beitragen kann

Abbildung 1

Zwei vorherige systematische Übersichten und Meta-Analysen kamen hinsichtlich der Sensitivität der Thorax-CT zu ähnlichen Ergebnissen, allerdings bei weitaus geringerer Spezifität im Vergleich zu den COBRA-Daten:

  • Buyun Xu et al. schlossen 15 diagnostische Studien mit 3.186 Patientinnen und Patienten aus China und eine weitere aus Japan ein, wobei die Spezifität nur aus zwei Studien abgeleitet werden konnte. Die gemeinsame Sensitivität der CT wurde mit 92% (95% KI 86-96%), die Spezifität mit 31% (95% KI 22-42%) berechnet. Sollten diese Daten korrekt sein, würde in einer fiktiven Population von 100 Patientinnen und Patienten, von denen 50% tatsächlich an COVID-19 leiden würden, ein positiver CT-Befund die Wahr­scheinlich­keit auf 57% erhöhen, ein negativer die Wahr­scheinlich­keit auf 21% senken.
  • Hyungjin Kim et al. schlossen 63 Studien mit 6.218 Patientinnen und Patienten ein. Die gemeinsame Sensitivität der CT wurde mit 94% (95% KI 91-96%), die Spezifität mit 37% (95% KI 26-50%) berechnet. In der eigenen Nachberechnung (Meta-DiSc Software V1.4, Universität Madrid) auf der Basis von fünf Studien (1.347 Patientinnen und Patienten), die sowohl Sensitivität als auch Spezifität berichteten, betrug die gemeinsame Sensitivität 96% (95% KI 94-97%), die Spezifität 32% (95% KI 28-36%). Bei einer tatsächlichen COVID-19-Häufigkeit von 54% in diesen Studien würde ein positiver CT-Befund die COVID-19-Wahr­schein­lich­keit auf 62% erhöhen, ein negativer Befund die Wahr­schein­lich­keit auf 13% senken.

Fazit

Nach den derzeitigen wissenschaftlichen Daten stellt die (Niedrigdosis-)CT des Thorax vor allem ein gutes frühes Instrument zum Ausschluss einer COVID-19-Pneumonie dar. Die COBRA-Daten legen auch eine hohe Spezifität zum Nachweis von COVID-19 nahe, welche so in der internationalen Literatur bisher nicht gefunden wurde.

Stand: 26.05.2020