Zusatznutzen der Grippeschutzimpfung
Vor der Verfügbarkeit gegen das SARS-CoV-2-Virus gerichteter Vakzine wurde bereits auf unspezifische günstige Effekte z.B. einer Impfung gegen Pneumokokken und Influenza in der Pandemie hingewiesen. Aktuelle Daten unterstreichen den Zusatznutzen einer Grippeschutzimpfung zur Reduktion des Risikos von COVID-19-Folgen.
Aufgrund der AHA-Maßnahmen ist die übliche Grippewelle in der Saison 2020 / 2021 in Deutschland praktisch ausgeblieben (wir berichteten). Im Zuge der Lockerung von Einschränkungen im öffentlichen Leben wird es Debatten sowohl über eine Auffrischungsimpfung gegen SARS-CoV-2 als auch die Bedeutsamkeit einer Grippeschutzimpfung geben.
In einer Analyse des TriNetX-Netzwerks, in welches 56 Gesundheitsdienstleister, vorwiegend aus den USA, aber auch Großbritannien, Italien, Deutschland, Israel und Singapur Informationen einspeisen, wurden die Daten von über 73 Millionen Patientinnen und Patienten unter der Frage ausgewertet, ob der Erhalt einer Grippeschutzimpfung sechs Monate bis zwei Wochen vor einer COVID-19-Diagnose zu einer Reduktion von Komplikationen und einem schweren Verlauf führt (PLOS ONE).
Mittels Propensity-Score-Matching wurden Kohorten von je 37.377 gegen Influenza geimpften und ungeimpften Personen mit gleichem demografischen und Vorerkrankungsprofil generiert. Die Erhebung erfolgte im Januar 2021, also vor der Verfügbarkeit von Vektor- und mRNA-Impfstoffen gegen SARS-CoV-2.
30, 60, 90 und 120 Tage nach COVID-19-Diagnose wurde bei gegen Grippe immunisierten Personen eine klinisch relevante (13 bis 36 %) und nicht mit dem Zufall vereinbare Reduktion des relativen Risikos von Sepsis, Schlaganfall, Intensivtherapie und Thromboembolien nachgewiesen (Abb. 1).
Fazit
Kurz vor der Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 reduzierte eine Grippeschutzimpfung das Risiko für schwere Komplikationen bei an COVID-19 Erkrankten. Daher sollte eine Immunisierung gegen Influenza in der kommenden Saison 2021 / 2022 dringend empfohlen werden. Ob es synergistische Effekte in Kombination mit einer Impfung gegen SARS-CoV-2 gibt, kann erst ab 2022 entschieden werden.
Stand: 10.09.2021