Pflege im Querschnittgelähmten-Zentrum
Pflege Besonders. Nah.
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Selbstverständlich sind Hospitationen möglich. Nehmen Sie dazu gerne mit uns Kontakt auf und schreiben uns eine Mail mit tabellarischem Lebenslauf an: pflegedienstleitung[at]bgk-hamburg.de
Einblick in die Vielfältigkeit der pflegerischen Aspekte:
Mit der Station 41 setzen wir neben unserer traumatologischen Intensivstation auf eine moderne und einzigartige Versorgungs-Unit zur ganzheitlichen Akut-Versorgung rückenmarkverletzter Patientinnen und Patienten, die zugleich den frühestmöglichen Beginn der Rehabilitation in einem ganzheitlichen und interdisziplinären Setting sichert.
Querschnittgelähmte haben aufgrund ihrer Verletzung im Rückenmark oft Schwierigkeiten mit der Kreislaufregulation. Die Pflegenden überwachen und beeinflussen im interdisziplinären Team die Kreislaufregulation:
- Autonomes Nervensystem: Die Rückenmarkverletzung kann das autonome Nervensystem beeinträchtigen, das für die Kontrolle des Herz-Kreislauf-Systems verantwortlich ist. Dies kann dazu führen, dass der Blutdruck und der Puls nicht mehr ausreichend reguliert werden können.
- Orthostatische Hypotonie: Bei vielen Rückenmarkverletzten tritt eine orthostatische Hypotonie auf, d.h. ein Absinken des Blutdrucks beim Wechsel von der liegenden in die aufrechte Position. Dies kann Schwindelgefühle, Ohnmacht und Verletzungen durch Stürze verursachen.
Informationsflyer: Sturzunfälle vermeiden - Mangelnde Muskelaktivierung: Die Mangelnde Muskelaktivierung aufgrund der Rückenmarkverletzung kann die venöse Rückkehr zum Herzen erschweren, was zu einer verminderten Blutzirkulation führen kann.
Um die Kreislaufregulation bei rückenmarkverletzten Patientinnen und Patienten zu verbessern, setzen wir im interdisziplinären Team auf diverse und vor allem individuelle Maßnahmen, wie z.B. regelmäßige Bewegung, gezielte körperliche Mobilitätsförderung, Kompressionsmaßnahmen, Medikamente zur Blutdruck-Regulation, Flüssigkeits- und Salzzufuhr sowie eine gesunde Ernährung. Es ist wichtig, dass die Pflegenden im interprofessionellen Setting eng mit den Rückenmarkverletzten selbst zusammenarbeiten, um eine individuelle Behandlungsstrategie zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse jeder Patientin und jedes Patienten zugeschnitten ist.
Dies umfasst die Überwachung der Vitalfunktionen, Wundversorgung, Medikamentenverwaltung und weitere medizinische Maßnahmen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten sicherzustellen.
Die Sicherstellung regelmäßiger und frühestmöglicher Aktivierung und Mobilitätsförderung sowie -erhaltung ist einer unserer Grundsätze in der Versorgung rückenmarkverletzter Patientinnen und Patienten. Nebst der regulären Mobilisation mittels Hilfsmitteln (jedes Patient:innen-Zimmer im QZ verfügt über Deckenlifter) stehen uns mannigfaltige Pflegekonzepte zur Mobilitätsförderung zur Verfügung, diese können neben der reinen Mobilität und infolge Kreislaufregulation auch Atmungsaktivierend sein, sodass beispielsweise das Pneumonie-Risiko gesenkt wird. Hinzukommend ist die Prophylaxe von Kontrakturen, aber natürlich auch Druckgeschwüren im Fokus unseres Mobilitäts-Ansatzes, sodass auch aktivierende Bettensysteme und ebenso modernste Robotergestützte Mobilitätsaspekte eingesetzt werden, wie z.B. Exoskelett etc.
Neben der aseptischen Versorgung von z.B. traumatischer Wunden, dem OP-Feld, sowie sekundärer akuter Wunden ist die Versorgung chronischer Wunden wie Dekubitalulcera eine gehäufte Thematik in der Pflege rückenmarkverletzter Patientinnen und Patienten. Die Dekubitus-Versorgung basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz, der darauf abzielt, Druckgeschwüre zu verhindern und zu behandeln, während gleichzeitig die Lebensqualität der Patientinnen erhalten bleibt oder verbessert wird. Hier sind einige der wichtigsten Aspekte der Dekubitus-Versorgung:
- Risikobewertung: Eine Risikobewertung wird durchgeführt, um festzustellen, ob eine Gefährdung vorliegt, einen Dekubitus zu entwickeln. Es werden Faktoren wie Mobilität, Körpergewicht, Ernährungszustand, Inkontinenz und Krankheitsgeschichte berücksichtigt.
- Prävention: Um einem Dekubitalulcera vorzubeugen, werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, wie z.B. regelmäßige Positionierungen, Hautpflege, Einsatz von Wechseldruck-Systemen und druckentlastender Materialien und Hilfsmittel sowie die Förderung von Mobilität und Bewegung.
- Behandlung: Wenn ein Dekubitus auftritt, wird eine individuelle Behandlungsstrategie entwickelt, die darauf abzielt, den Wundheilungsprozess zu fördern und Infektionen zu verhindern. Es können unterschiedliche Behandlungsverfahren eingesetzt werden, wie z.B. Wundkonditionierung, Debridement, VAC-Therapie, operativer Interventionen und – Wundverschlüsse, sowie spezielle Druckentlastungs-Systeme, die die Wundheilung unterstützen. Ebenso eine Anpassung der Ernährung, Anleitung, Beratung, Informationsweitergabe, Schulung von Zu- und Angehörigen und diverse weitere Aspekte zur ganzheitlichen Behandlung.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Wund-Versorgung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegenden, dem ärztlichen Dienst, Therapeutinnen und Therapeuten, Ernährungsfachkräften, Schmerzexpertinnen und -experten sowie anderen Spezialisten, um eine umfassende und effektive Versorgung zu gewährleisten.
- Schulung und Fortbildung: Fortbildungen und Schulungen sind für unsere Pflegenden und andere Mitarbeitenden entscheidend, um sicherzustellen, dass sie über die neuesten Erkenntnisse und Technologien in der Wundversorgung-Versorgung informiert sind und die richtigen Maßnahmen ergreifen können. Hier bekommst du einen Einblick in unser Fortbildungsportal: https://fortbildung.buk-hamburg.de/LS/2046671274/SIS
Insgesamt basiert moderne Wund-Versorgung auf einem multidisziplinären Ansatz, der darauf abzielt, die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern, das Risiko von Dekubitalulcera zu reduzieren, die Patientinnen und Patienten in Prävention und Behandlung mitzunehmen und eine wirksame Behandlung anzubieten, wenn ein Dekubitus auftritt.
Unsere Pflegenden übernehmen eine entscheidende Rolle bei der Durchführung von Beatmung und Weaning, also bei der Entwöhnung von Patientinnen und Patienten von der maschinellen Beatmung. Die Pflegefachkräfte sind für die Überwachung der Atmungsfunktion und die Optimierung des Atemwegsmanagements verantwortlich, um den Beatmungs- und Weaning-Prozess sicher und erfolgreich zu gestalten. Zu den spezifischen Aufgaben der Pflege bei der Beatmung und Weaning gehören:
- Überwachung der Vitalparameter: unsere Pflegenden messen regelmäßig die Atmungsfrequenz, die Atemgase im Blut, den Blutdruck und die Herzfrequenz, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren, dazu steht Ihnen ein modernes Intensiv-Monitoring zur Verfügung.
- Unterstützung bei der Atemtherapie: unsere Pflegenden unterstützen die Patientinnen und Patienten bei der Umsetzung von Atemtechniken und agieren im interdisziplinären Team bei der Durchführung von therapeutischen Übungen zur Verbesserung der Atemfunktion.
- Überwachung der Sauerstoffversorgung: wir stellen sicher, dass die Sauerstoffversorgung der Patientinnen und Patienten optimal ist und passen die Sauerstoffzufuhr entsprechend an.
- Optimierung der Medikation: es erfolgen regelmäßige Kontrollen vor Verabreichung von Medikamenten und Rücksprachen mit dem ärztlichen Dienst zur potenziellen Optimierung, um Komplikationen während des Weaning- /Beatmungs-Prozesses zu vermeiden.
- Sekretmanagement: es erfolgt eine regelmäßige Evaluation des Sekretmanagements mit optionaler Anpassung der Maßnahmen, welche u.a. medikamentös, mittels Positionierungen der Patientinnen und Patienten, oder weiterer Interventionen den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden.
Eine Querschnittlähmung ist eine schwere Verletzung, die eine umfassende Rehabilitation durch Spezialisten erfordert. Unsere Pflegenden im Querschnittgelähmten-Zentrum unterstützen die Patientinnen und Patienten ganzheitlich und im Rahmen eines 24/7-Konzepts zur ressourcengerechten und individuellen Rehabilitation ab und in der Akutversorgung. Ziel ist die Fähigkeiten und bestmögliche Unabhängigkeit zu verbessern, dazu agieren wir in einem großen interdisziplinären Team – Hand in Hand-. Unsere fachweitergebildeten Mitarbeitenden ist auf allen Stationen präsent, um eine professionelle patientenorientierte Pflege durchzuführen. Im Querschnittgelähmten-Zentrum des BG Klinikums Hamburg arbeiten Pflegekräfte mit der Fachweiterbildung Paraplegiologie, Wundexpertinnen und -experten, Atmungstherapeutinnen und -therapeuten, IMC- fachweitergebildeten Pflegenden, Praxisanleitenden, Schmerzexpertinnen und -experten (Pain Nurse & algesiologische Fachassistentinnen und -assistenten und Palliativ-Care Pflege, Darmexpertinnen und -experten, Pflegeexpertinnen und -experten Stoma und Wunde sowie Pflegeberaterinnen und -berater. Diese Fachkompetenz tragen wir mittels eines umfangreichen Fort- und Weiterbildungsmanagements, als auch einer konzeptionellen Einarbeitung an jede unserer Pflegenden, sodass wir bestmögliche Rehabilitationsverläufe für die uns anvertrauten Patientinnen und Patienten erreichen.
Eine Rückenmarkverletzung kann zu einer Vielzahl von psychosozialen Herausforderungen führen, darunter Krankheitsverarbeitung, Angstzustände und Isolation. Die Pflegekräfte in unserem Querschnittgelähmten-Zentrum bieten Unterstützung und Beratung, um den Patientinnen und Patienten gemeinsam mit dem interdisziplinären Team und insbesondere unserer Psychotherapeutinnen und -therapeuten dabei zu helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen.
In der Versorgung schwerstverletzter und zumeist akuter querschnittgelähmter Patientinnen und Patienten, wenngleich das Essen auch Bestandteil der Lebensqualität darstellt. Entsprechend legen unsere Pflegenden im interdisziplinären Team den Fokus auf eine bestmögliche Ernährung unserer Patientinnen und Patienten. Unser gemeinsames Ziel ist eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Flüssigkeit, Ballaststoffen und Eiweißaufnahme etc.
Weitere Informationen zum Thema Ernährungsberatung
Eine Querschnittlähmung beeinträchtigt fast immer die Kontrolle über die Ausscheidungen. Die Art der Störung hängt von der Lähmungshöhe ab. Die Beeinträchtigung kann komplett oder inkomplett sein. Die Lebensqualität hängt erheblich von einem guten Management dieser Funktionsstörungen ab. Als Pflegende haben wir einen großen Anteil daran, für die Patientinnen die Blasen- und Darmentleerung so zu gestalten, dass sie im Alltag möglichst wenig eingeschränkt sind.
Blase
Für die Patienten und Patientinnen werden nach einer Funktionsuntersuchung der Blase die geeigneten Entleerungsmethoden gefunden und regelmäßig evaluiert. Hierzu werden z. B. Anleitungen zum Selbstkatheterisieren durch das Pflegeteam durchgeführt.
Die Funktion der Blase wird lebenslang überwacht, um Komplikationen frühzeitig behandeln zu können. Ansonsten können z.B. hohe Drucke in der Blase nachfolgend die Nieren so stark schädigen, dass es zum Nierenversagen kommt.
Darm
Die Lähmung des Mastdarms erfordert ein gutes Management der Entleerung. Eine ausgewogene Ernährung unterstütz eine gute Darmentleerung. Hierzu arbeiten wir im Team aus Ärzt:innen, Diätassistent:innen und Pflegenden eng zusammen und evaluieren die Maßnahmen.
Durch regelmäßige und vollständige Darmentleerungen erreicht man kontinente Intervalle. Eine gute Teilhabe am Alltag wird möglich. Die Pflege hat einen großen Anteil daran, dass dieses Ziel erreicht wird. Deshalb bilden wir regelmäßig Mitarbeiter:innen zu Expert:innen für neurogene Darmfunktionsstörungen aus. Die Patienten- und Zugehörigenberatung berät auch bei Problemen im häuslichen Umfeld.
Patientinnen und Patienten mit einer Querschnittlähmung benötigen oft Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten wie Essen, Trinken, Körperpflege und Mobilität. Unsere Pflegenden helfen den Patientinnen und Patienten dabei, diese Aktivitäten durchzuführen oder unterstützen sie dabei.
Die Anleitung in der Pflege von rückenmarkverletzten Patientinnen und Patienten ist von entscheidender Bedeutung, da sie dazu beiträgt, die Lebensqualität und Unabhängigkeit individuell zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden. Eine Rückenmarksverletzung kann die motorische-, die sensorische- und die autonome Funktion des Körpers beeinträchtigen, was zu einer Reihe von Herausforderungen führen kann, die von Patient:in zu Patient:in unterschiedlich sein können. Eine angemessene Anleitung in der Pflege von rückenmarkverletzten Patientinnen und Patienten trägt dazu bei, dass sie sich besser zurechtfinden und ihre täglichen Aktivitäten selbstständiger durchführen können, so werden individuelle Teilhabeziele mit den Patient:innen vereinbart. Die Anleitung kann Aspekte wie Hautpflege, die Blasen- und Darmfunktion, die Atmung und die Mobilität u.v.m. beinhalten. Es beinhaltet ebenso den Einsatz von Hilfsmitteln wie Rollstühlen, Gehhilfen oder Prothesen umfassen, weshalb die Anbindung an unsere Hilfsmittel-Beauftragten unerlässlich ist. Unsere Pflege trägt u.a. durch die Anleitung, Information und Beratung ganz aktiv dazu bei, dass Komplikationen wie Druckgeschwüre, Atemprobleme, Harnwegsinfektionen und Kontrakturen vermieden werden.
Weitere Informationen zum Thema Patient:innen- und Zugehörigenberatung
Neben dem multiprofessionellen Team arbeiten wir stetig an einer pflegefachlichen Weiterentwicklung und Professionalisierung, daher haben wir neben einem breiten Fort- und Weiterbildungsmanagement auch ein Austauschwesen. In Arbeitsgruppen, Gruppentreffen wie Wiedereingliederungs-Konferenzen (WEK), pflegewissenschaftlichen Journal-Club, DMGP-Arbeitsgruppen etc. entwickeln wir uns kontinuierlich weiter.
Unsere multiprofessionellen Teams werden in der Patientinnen-Versorgung durch PEERS unterstützt.
Ebenso werden beispielsweise ein Großteil der innerklinischen Transporte durch den Patienten- Transport-Service, administrative Tätigkeiten durch Pflegeteam-Assistentinnen, Service-Tätigkeiten durch Servicekräfte übernommen, sodass sich unsere Pflegenden bestmöglich auf die anvertrauten Patientinnen und Patienten konzentrieren können.
Werde Teil des besten Teams!